Katharina Weiß: »Generation Geil«
Jugend im Selbstporträt

Katharina Weiß Foto: Nico Klein-Allermann

Katharina Weiß: »Ich habe im Gespräch mit Lehrern oder Eltern von Freunden oft gemerkt, dass sie gerne wissen möchten, was wir denken und was am Klischee von der verrohten Jugend wirklich dran ist. Sie wollen wissen, was sich verändert hat, seit sie selbst jung waren.« Foto: Nico Klein-Allermann

Jugendliche aus Deutschland erzählen von ihrem Leben, ihrer Liebe, ihren Sorgen und ihren Träumen: 20 ehrliche und authentische Porträts, aufgeschrieben von der 15-jährigen Autorin Katharina Weiß.

Alle reden über die Teenies von heute, aber die wenigsten Erwachsenen verstehen sie wirklich. Mit welchen Themen beschäftigen sie sich? Was sind ihre Wünsche, ihre Träume, ihre Ziele? Und was ist dran an dem Bild von den saufenden, prügelnden Jugendlichen, das von den Medien gezeichnet wird?

Katharina Weiß: »Das Problem ist, dass Jugendliche in den Medien fast nie selbst zu Wort kommen, es wird nur ständig über uns geredet. Und wir haben auch keine Lust, uns ständig gegen das Bild zu wehren, das die Medien von uns zeichnen, da herrscht schon so eine gewisse Resignation.«

Katharina Weiß hat nachgefragt, was in den Köpfen ihrer Altersgenossen vor sich geht. Sie hat sich mit 20 Jugendlichen aus den unterschiedlichsten Milieus über Themen wie Schule, Partys und Liebe unterhalten und dieses Buch geschrieben – eine unverfälschte Momentaufnahme ihrer Generation.

Die 15-jährige Autorin zeichnet ein beeindruckendes Porträt und zeigt, was Jugendliche heute bewegt. 20 Jugendliche erzählen von ihrem Leben, ihren Sorgen und ihren Träumen. Ein spannender und authentischer Einblick in die Gedanken- und Lebenswelt deutscher Teens!

»Alkohol ist meistens
der kleinste gemeinsame Nenner.«

Fragen an KATHARINA WEISS

»Generation Geil« – das ist ein ziemlich provokanter Titel. Wie kommt dein Buch zu dieser Überschrift?

»Geil« ist natürlich ein Reizwort, aber gleichzeitig ist es in meinen Augen auch das Wort, das für meine Generation steht wie kein zweites. Und damit meine ich nicht die ursprüngliche sexuelle Bedeutung, sondern die moderne. An sich benutzen wir »geil« für alles, was uns so richtig begeistert – das kann ein geiles Buch sein, ein geiles Kleid, ein geiler Tag oder auch ein geiler Typ. Für die meisten Eltern – auch für meine eigenen – ist es dagegen einfach nur ein Reizwort.

Und das ist ja immer das Dilemma der Jugend: Sie begeistert sich für etwas und verleiht dieser Begeisterung auf eine Art Ausdruck, die die meisten Erwachsenen nicht nachvollziehen können und missverstehen. Gerade deshalb fand ich es für den Titel so passend.

Das zweite Wort, »Generation«, lehnt sich an andere Schlagwörter an, wie zum Beispiel »Generation Porno«, »Generation Doof« oder »Generation Facebook« aus dem Stern.

Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, ein Buch wie »Generation Geil« zu schreiben? Gab es so etwas wie einen Auslöser für dich?

Ich schreibe schon ziemlich lange Impressionen, Erfahrungsberichte oder unvergessliche Geschichten von mir und meinen Freunden auf. Mich hat immer fasziniert, wie meine Altersgenossen ihr Leben und den Zeitgeist definieren. Auf einer Party habe ich mich dann mit ein paar Freunden über die Frage unterhalten, was uns, also unsere Generation, eigentlich ausmacht.

Danach habe ich begonnen, meine Texte in Porträts zu fassen. Eigentlich hatte ich nicht vor, irgendjemanden mein Geschreibsel lesen zu lassen. Aber nachdem ich in Gesprächen mit Erwachsenen – vor allem Lehrern – gemerkt habe, wie viele Fragen sie an meine Generation haben, wuchs die Idee so langsam heran.

In »Generation Geil« lässt du Teenager mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen aus ganz Deutschland zu Wort kommen. Woher kennst du so viele verschiedene Jugendliche?

Ich habe viele junge Leute aus unterschiedlichen Regionen auf Konzerten oder Events wie dem Oktoberfest kennengelernt – manche von ihnen habe ich für »Generation Geil« erneut getroffen. Einige andere, über die ich geschrieben habe, gehen auf meine Schule, oder ich treffe mich mit ihnen in meiner Freizeit. Außerdem habe ich mit einigen vollkommen fremden Jugendlichen Interviews geführt, zum Beispiel in Berlin.

 

KATHARINA WEISS: »Geil ist natürlich ein Reizwort, aber gleichzeitig ist es in meinen Augen auch das Wort, das für meine Generation steht wie kein zweites.« (Foto: Nico Klein-Allermann)

KATHARINA WEISS: »Geil ist natürlich ein Reizwort, aber gleichzeitig ist es in meinen Augen auch das Wort, das für meine Generation steht wie kein zweites.« (Foto: Nico Klein-Allermann)

Die meisten Personen in »Generation Geil« sprechen über sehr persönliche, teilweise auch intime Themen wie Liebe, Sex, Ängste oder Suchtprobleme. War es schwierig, mit den Jugendlichen – besonders mit den völlig fremden – darüber zu sprechen?

Besonders schwierig war das eigentlich nicht. Ich habe mich oft darüber gewundert, was für Dinge mir einige Jugendliche anvertraut haben, die mich erst seit zwei Stunden kannten. Dass sie alle so offen zu mir waren, hat mich überrascht. Auch über so schwierige Themen wie Sex konnte ich mit allen sehr unpeinlich reden. Einige haben mir Sachen erzählt, die mir gute Freunde erst nach vielen Jahren verraten hätten.

Und über welche konkreten Themen hast du mit den Jugendlichen gesprochen?

Die Frage müsste eigentlich lauten: Über welche Themen habe ich nicht mit ihnen gesprochen? Wir haben wirklich über Gott und die Welt geredet, aus manchen Gesprächen wurden regelrechte Philosophie-Sessions. Meine Kernfragen drehten sich aber meist um die Themengebiete Lifestyle, Zeitgeist, Liebe, Freundschaft, Zukunftspläne und die Frage nach Gott.

In den Medien ist ja häufig die Rede von der Verrohung der Jugend, von U-Bahn-Schlägern, minderjährigen Kriminellen und so weiter. Wie hast du deine Interviewpartner da erlebt? Stimmt dieses Bild?

Ganz klar: nein. Die Rütli-Schüler und U-Bahn-Schläger zählen definitiv zu den Ausnahmen. Gewalt ist zwar bei einigen Leuten, die ich interviewt habe, ein Thema, aber solche Ausmaße nimmt sie nicht an.

Das Problem ist, dass Jugendliche mit Perspektiven und Ambitionen in den Medien nie zu Wort kommen, das gibt schlicht zu wenig Quoten her. Und wir haben auch keine Lust, uns ständig gegen das Bild zu wehren, das die Medien von uns zeichnen, da herrscht schon so eine gewisse Resignation.

Der »Focus« nannte deine Altersgruppe Anfang des Jahres »Generation Vorglühen «. Welche Rolle spielt Alkohol für die Teenager in deinem Buch?

Alkohol spielt definitiv eine große Rolle, da ist was dran. Egal welcher Szenegruppe oder sozialen Schicht man angehört, Alkohol ist meistens der kleinste gemeinsame Nenner. Ich habe kaum einen Jugendlichen getroffen, der da nicht zumindest hin und wieder über die Stränge schlägt.

Allerdings habe ich auch beobachtet, dass meine Altersgenossen viel mehr über ihren Alkoholkonsum nachdenken, als allgemein angenommen. Wir kippen das Zeug nicht sinnlos in uns hinein.

Ein Junge, den ich in Berlin getroffen habe, stellt in »Generation Geil« die These auf, dass Alkohol und Drogen unsere Reaktion auf die viel zu aufdringliche Umwelt sind. Immerhin leben wir in einer Gesellschaft, die von jungen Menschen verlangt, schneller erwachsen zu werden – zum Beispiel durch das Abitur nach zwölf Jahren. Das ist sicherlich auch ein Grund dafür.

Abseits vom Alkohol – gibt es noch etwas anderes, das die Jugendlichen aus »Generation Geil« eint, wie zum Beispiel Träume oder Ideale?

Es gibt keinen bestimmten Lebensstil, den alle Jugendlichen anstreben, aber dafür gibt es auch keinen, der komplett verachtet wird. Auch die ideologischen Schwerpunkte sind sehr unterschiedlich, gerade was Religion anbelangt. Das Einzige, was sich durch viele Porträts zieht, ist der Traum von der Liebe – auch wenn viele ihn weit in die Zukunft verschieben.

Für »Generation Geil« hast du zehn Jungen und zehn Mädchen interviewt. Sind dir besondere Unterschiede zwischen den Geschlechtern aufgefallen? Gehen Jungen und Mädchen anders mit Themen wie Liebe und Sex um?

Mädchen erzählen beim Thema Sex und Liebe generell detaillierter und romantisieren die ganze Sache. Jungs sind da weniger ausführlich, außerdem steht bei ihnen am Anfang des Gesprächs oft das Trophäen-Ding im Vordergrund. Aber wenn man ihnen in bisschen Zeit lässt, werden ihre Erzählungen denen der Mädchen immer ähnlicher.

Du kommst aus einer Kleinstadt, hast aber auch Jugendliche interviewt, die beispielsweise in Berlin wohnen. Gibt es einen Unterschied zwischen der sogenannten Landjugend und den Teenies aus der Stadt?

Keinen gravierenden, das ist mittlerweile ziemlich gleich. Das klischeehafte Landei ist eine aussterbende Spezies. Es gibt auch kaum regionalen Unterschiede, was den Musikgeschmack oder den Berufswunsch angeht.

Mir ist bloß aufgefallen, dass Gewalt in der Großstadt ein wenig alltäglicher zu sein scheint als in eher ländlicheren Gegenden. Dafür geht es meiner Erfahrung nach auf dem Land in Sachen Party härter zu.

Gibt es einen Jugendlichen, der dich bei der Recherche besonders überrascht hat?

Ich fand sie alle sehr interessant – besonders die Kontraste zwischen den verschiedenen Persönlichkeiten! Das Gespräch mit dem Jungen, der im Buch Fabian heißt, war ein richtiges Erlebnis: Dieser Typ ist mit seiner Bernd-das- Brot-Attitüde über unsere Gesellschaft hergezogen, das war total cool, eine richtige Satire.

In einigen Porträts zitierst du aus Songtexten von Künstlern wie Peter Fox, Bushido, Lady Gaga oder The Stereophonics. Was bedeutet Musik für deine Generation? Gibt es eine Stilrichtung, mit der sich zumindest der Großteil der Jugendlichen identifizieren kann?

Ich habe in mein Buch Liedzeilen aufgenommen, die den Jugendlichen etwas bedeuten. Musik ist für junge Menschen immer wichtig, egal ob man den damals verpönten Rock’n’Roll von Elvis gehört hat oder heute provokante Exzentrikerinnen wie LadyGaga verehrt.

Unsere Generation ist ziemlich tolerant, weil es eben nicht die eine Jugendkultur gibt. Ich würde aber sagen, wenn es bei uns eine dominierende Stilrichtung gibt, dann ist das eine softe Form von Hip-Hop.

Für welche Leser hast du »Generation Geil« geschrieben?

Zum einen natürlich für Jugendliche, die erfahren wollen, wie andere in ihrem Alter so drauf sind. Es ist bestimmt cool, ein Buch über die eigene Generation zu lesen, da sich so ziemlich alle Jugendlichen in mindestens einer Person wiederfinden werden.

Und ich bin mir sicher, dass »Generation Geil« auch für Erwachsene interessant ist. Ich habe im Gespräch mit Lehrern oder Eltern von Freunden oft gemerkt, dass sie gerne wissen möchten, was wir denken und was am Klischee von der verrohten Jugend wirklich dran ist. Sie wollen wissen, was sich verändert hat, seit sie selbst jung waren.

Das Buch
Wenn es um die Jugend v»Generation Geil«on heute geht, kennt Katharina Weiß sich aus, denn mit ihren 15 Jahren gehört sie selbst dazu. Für dieses Buch hat sie 20 Jugendliche zwischen 15 und 17 aus den unterschiedlichsten Milieus interviewt: Stubenhocker und Partypeople, Überflieger und Problemschüler, Großstadtkinder und Teenager vom Land.

Sie hat ihnen Fragen zum Leben, zur Liebe, zu ihrem Alltag und zu ihren Träumen gestellt: Wie kommst du in der Schule zurecht? Wo und wie häufig gehst du feiern? Wann hattest du zum ersten Mal Sex? Was erhoffst du dir von deiner Zukunft?

Herausgekommen sind 20 authentische Porträts, die einen spannenden und ehrlichen Einblick in die Köpfe der Jugendlichen in Deutschland bieten. Eine Muss-Lektüre für alle, die die junge Generation besser verstehen wollen.

Die Autorin
Katharina Weiß, Jahrgang 1994, besucht die zehnte Klasse eines Gymnasiums in der Nähe von München, liebt Filme und geht gerne mit ihren Freunden feiern, genau wie die meisten ihrer Altersgenossen.

Schon in der Grundschule begann sie mit dem Schreiben, heute textet sie für die Jugendseite einer Lokalzeitung. Nach der Schule möchte sie irgendetwas mit Journalismus machen. Generation Geil ist ihr erstes Buch.

Bezugsquelle:


Gewinnspiel:

Altkreis-Halle.Net verlost das Buch von Katharina Weiß „Generation Geil – Jugend im Selbstporträt“, es kann jeder Teilnehmen der einen Beitrag aus seinem eigenen Blog veröffentlicht und auf Altkreis-Halle.net verlinkt. Damit wir Deinen Blogeintrag finden, empfehlen wir diesen im Kommentarbereich zu nennen.

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  • Das Gewinnspiel beginnt am 28.10.2010 und endet am 03.11.2010 um 23.30 Uhr.
  • Eine mehrfache Teilnahme ist nicht zulässig.
  • Die Gewinner werden per Los ermittelt.
  • Das Buch: Generation Geil steht zur Abholung in Halle/Westfalen bereit.
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