Aufschlag-Ass Raonic mit starkem Auftritt bei den GERRY WEBER OPEN – Kanadier gilt als einer der Topspieler der Zukunft

HalleWestfalen. Als die Tennistour in diesem Februar erstmals auf schnellen Plätzen Station machte, war Milos Raonic ganz in seinem Element. Es war sozusagen eine Rückkehr auf geliebtes, vertrautes Terrain. Und dort, wo im vergangenen Jahr sein Stern am Tennishimmel so richtig aufgegangen war, in San Jose, auf Hardcourts, gelang dem kanadischen Aufschlagspezialisten dann auch gleich ein ganz besonderes Kunststück – nämlich die Verteidigung seines überhaupt ersten ATP-Titels mit großer Souveränität und ohne einen einzigen Satzverlust. „Es war ein ganz wichtiger Moment für mich. Solche Erfolge zu bestätigen, das ist wahrlich keine Selbstverständlichkeit“, sagte der 21-Jährige. Gleich eine Woche darauf rückte Raonic noch in ein weiteres Finale in Memphis vor, verlor dort aber unglücklich gegen den österreichischen Altmeister Jürgen Melzer.

Aber eins hatte Raonic sich und der Welt des Tennis mit dem kurzen, eindrucksvollen Zwischenspiel im Westen der USA gezeigt: Dass mit ihm auf schnellen Belägen auch in seiner zweiten vollwertigen Profisaison zu rechnen ist. Dass er bei Engagements auf Rasen oder Hartplatz jederzeit zum erweiterten Favoritenkreis zu zählen ist, so wie eben auch jetzt bei den GERRY WEBER OPEN in HalleWestfalen. Schon zum zweiten Mal ist er gern gesehener Gast bei Deutschlands hochkarätigstem Turnier, und erfolgreich spielt er auch: Mit Siegen über Philipp Petzschner und den chinesischen Qualifikanten Zhang rückte der in Montenegro geborene Raonic bereits ins Viertelfinale vor. Dort erwartet er den Sieger der Partie zwischen Roger Federer und Florian Mayer. „Ich fühle mich sehr wohl in Halle. Und ich bin auf Rasen in diesem Jahr früh in Schwung gekommen“, sagt Raonic, dessen Gesichtszüge markant an den jungen Heintje erinnern, den einst berühmten Kinderstar aus den Niederlanden.

Raonic hat sich inzwischen fest in der Weltspitze etabliert, rangiert gerade auf Platz 21 der Rangliste. „Nach der aufregenden Saison 2011 und den Turbulenzen im letzten Jahr habe ich eigentlich eine gute, gesunde Balance gefunden“, sagt der Geschwindigkeitskünstler, der seine Aufschläge mit meistens um die 200 Stundenkilometer ins gegnerische Feld zimmert, „ich weiß jetzt einfach viel besser über meinen Beruf Bescheid. Weiß, was ich wie tun muss, um erfolgreich zu sein. Aber ausgelernt habe ich noch lange nicht.“ Immerhin: Anders als 2011, als er im Überschwang und unkontrollierten Ehrgeiz auch schon mal angeschlagen weiterspielte, nahm sich Raonic im Frühjahr 2012 gleich nach einer Bänderverletzung während des Turniers in Miami eine längere Auszeit und kehrte erst zum Masters in Monte Carlo wieder zurück. In Miami hatte der besonnene Kanadier sogar auf das Drittrundenmatch gegen Andy Murray, die Nummer 4 der Welt, verzichtet.

Auch in seinem Spiel wirkt Raonic langsam, aber sicher immer flexibler und gedanklich beweglicher. Ganz nach der Devise seines Coachs Galo Blanco kommt der 21-Jährige nicht nur mit hartem Service und ebenso harten Grundschlägen ans Ziel, sondern auch mit strategischem Denken und einer gewissen Schläue im Spiel. „Mein Anspruch ist, nicht berechenbar zu sein“, sagt Raonic, „ich muss und ich will den Gegner auch überraschen mit meinen Aktionen.“ Und doch: In HalleWestfalen und an anderen Orten der Tennistour mit schnellem Untergrund darf Raonic auch guten Gewissens mit seinem stärksten Pfund wuchern, mit einem Aufschlag, mit dem er ganze Spiele dominieren und im besten Falle auch gewinnen kann. Sieg mit Power, Plan und Präzision, so findet Raonic selbst, „das wäre einmal eine gute Schlagzeile, wenn ich etwas ganz Großes schaffe, etwas Großes sogar in Wimbledon.“ Und dann hätte er dafür auch die beste Grundlage gelegt in HalleWestfalen, bei den GERRY WEBER OPEN.

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