Seniorengruppe der evangelischen Kirchengemeinde lässt sich die Biogasanlage von Jörg Düfelsiek erklären

So siehts aus: Jörg Düfelsiek (Zweiter von links) zeigt der Seniorengruppe der evangelischen Kirchengemeinde Brockhagen seine Biogasanlage, in der nachwachsende Rohstoffe verwertet werden.

So siehts aus: Jörg Düfelsiek (Zweiter von links) zeigt der Seniorengruppe der evangelischen Kirchengemeinde Brockhagen seine Biogasanlage, in der nachwachsende Rohstoffe verwertet werden.

von Juergen Wohlgemuth – Steinhagen-Brockhagen. In Vennort, vor dem westlichen Ortseingang nach Brockhagen, hat Landwirt Jörg Düfelsiek den elterlichen Hof in den vergangenen Jahren auf moderne Füße gestellt. Der Hof ist weiterhin ein Schweinemastbetriebb, doch ist dort mit der Produktion von drei Millionen Kilowatt Strom pro Jahr eine weitere Verdienstquelle geschaffen worden. Eine Seniorengruppe aus Brockhagen hat sich jetzt die Biogasanlage aus der Nähe angeschaut.

Da Jörg Düfelsiek im vergangenen Winter noch einen zusätzlichen Schweinestall gebaut hat, kann er auf dem Hof nun rund 3000 Schweine halten. Die produzieren ganz natürlich eine Menge Kot. Sieben bis acht Kubikmeter jeden Tag. Und diese Gülle wird gemeinsam mit Grünroggen- und Maissilage zu Biogas verarbeitet. Auf Düfelsieks Feldern (drei Viertel sind hinzugepachtet) wächst auf 80 Hektar Mais, auf 40 Hektar Triticale. Das wird das »Futter« für die Biogasanlage.

Mais und Triticale werden in getrennten Silos verdichtet und zunächst drei bis vier Wochen möglichst luftdicht unter einer Plane getrocknet. Die so entstandene Silage wird kontinuierlich in den Fermenter gegeben. Etwa 150 Kubikmeter pro Stunde. Vermischt mit der Schweinegülle ist die Silage flüssig genug, umin dem 1500 Kubikmeter fassenden Bioreaktor gleichmäßig verrührt zu werden. Daneben steht ein weiterer Fermenter, mit 2300 Kubikmetern Fassungsvermögen. Heizröhren aus Edelstahl heizen den Inhalt auf gute 39 Grad auf. „Durch die Vergärung entsteht so Biogas“, erklärte Jörg Düfelsiek den interessierten Gästen. Die Senioren, die sich auf Einladung der evangelischen Kirchengemeinde regelmäßig zum Kaffeenachmittag treffen, hatten dieses Mal einen Ausflug, eine kurze Bildungsfahrt, unternommen.

Die Nährstoffe verbleiben in der Gülle, die wieder aufgefangen wird. „Im Frühjahr bringen wir die Gülle wieder auf die Ackerflächen aus“, so Düfelsiek. Ein 18 000-Liter-Güllefass steht dazu in der Maschinenhalle.

Das in den Bioreaktoren gewonnene Biogas wird über eine unterirdische Leitung zu einem Maschinenraum transportiert. In dem Blockheizkraftwerk wird das Gas in einem Motor verbrannt, der wie ein Dynamo angetrieben wird. So wird einerseits Strom erzeugt, den Düfelsiek in das öffentliche Netz einspeist.

Als Nebenprodukt entsteht andererseits Wärme, die Düfelsiek nicht ungenutzt lässt: Rund um seine Hofstelle hat er gut vier Kilometer Rohre verlegen lassen, die die Abwärme in alle Richtungen verteilt. „Etwa 25 Wohnungen in der Nachbarschaft werden mit der Wärme aus unserer Anlage beheizt“, erklärte Düfelsiek den etwa zwei Dutzend Besuchern. Zuletzt ist die gesamte Abrookstraße angeschlossen worden. „Viele nutzen das auch für Warmwasser“, so Düfelsiek, der seit 16 Monaten auch Ortslandwirt für Brockhagen und Steinhagen ist.

Den Strom verkauft Düfelsiek für etwa 20 Cent je Kilowattstunde. Drei Millionen Kilowattstunden würden jährlich produziert. „Damit lassen sich etwa 700 bis 800 Haushalte versorgen“, rechnete Düfelsiek vor.

Und noch eine weitere Erwerbsquelle hat Düfelsiek erschlossen: Auf sämtlichen Dächern sind Solarmodule installiert. Die angeschlossenen Fotovoltaikanlagen produzieren ebenfalls Strom, den er zu 14 Cent einspeisen kann.

„Ich bin mir der Kritik und den Diskussionen bewusst“, sagte Jörg Düfelsiek abschließend, ohne dass einer der Gäste Kritik geäußert hätte. Schließlich stehen seine Anbauflächen für Energiepflanzen in Konkurrenz zur Flächennutzung für die Nahrungsmittelerzeugung. „Doch wenn man bedenkt, dass ich aus 120 Hektar Ackerfläche 750 Wohnungen mit Strom versorgen kann, finde ich das in Ordnung“, so Düfelsiek.

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