Zum sonnigen Nachmittag mit Gesang und Musik stürmen die Fans den Ravensberg

Sonniger Applaus: Zahlreiche Volksmusik-Fans stürmten am Samstagnachmittag das Amphitheater der Burg Ravensberg und lauschten mit großer Begeisterung den Volksliedern der beteiligten Chöre. Fotos: E. Rekate

Sonniger Applaus: Zahlreiche Volksmusik-Fans stürmten am Samstagnachmittag das Amphitheater der Burg Ravensberg und lauschten mit großer Begeisterung den Volksliedern der beteiligten Chöre. Fotos: E. Rekate

Von Edwin Rekate – Borgholzhausen (ed). „Miau, miau, hörst du mich schreien!“ – Projektchorleiter Armin Kansteiner dirigierte interaktiv das begeistert mitsingende Publikum auf den Rängen des Amphitheaters und den vierstimmigen Gruppengesang auf der Burgbühne. Ein prächtiger Kanon erschallte am vergangenen Samstagnachmittag unter der flatternden rot-weißen Sparrenflagge der Grafschaft Ravensberg und bot dem Sonnenschein Anlass zu strahlendem Applaus.

„Die Wanderburschen nahmen die Lieder mit, die sie zu Hause gelernt hatten, trugen sie woanders hin und griffen dort wieder neue Lieder auf. Man muss schon sagen, das Volksliedgut ist ein ziemlich europäisches gewesen“, moderierte Armin Kansteiner. Der engagierte Chorleiter und Musikpädagoge im Ruhestand, der mit seinen exzellent geschulten Stimmen in nicht einmal drei Monaten den frisch gegründeten »Ravensberger Singkreis« zur klangvollen Bühnenreife brachte, hatte die besten Arrangements der traditionellen Volksweisen von bedeutenden Komponisten wie Brahms und Silcher ausgewählt und wenn nötig, selbst welche geschrieben.

Die spontanen 20 Sängerinnen und Sänger, unter denen sich auch ehemalige Kollegen Kansteiners vom Bielefelder Ratsgymnasium befanden, interpretierten mit glockenklarer Ausdeutung und außerordentlich viel Herz das zu transportierende Liedgut und präsentierten gleich 16 Stücke der deutschsprachigen Volkslied-Hitliste.

Darunter befanden sich Goethes »König von Thule«, Heines »Loreley« und die von Simon Dachs verfasste Liebeshymne, die 1636 anlässlich der Hochzeit der ostpreußischen Pfarrerstochter Anna Neander geschrieben wurde.

»Ännchen von Tharau ist’s, die mir gefällt« gilt als das schönste deutsche Liebeslied und erntete in der Open-Air- Darbietung auf der Ravensburg einen überwältigenden Applaussturm. Das lag daran, dass der gemischte Chor ebenso wie der schallende Posaunenchor unter der Leitung von Thorsten Scholz sich dieses gefühlsbetonten Motivs mit vielstimmigem Erfolg annahmen. Denn auch die 15-köpfige Bläsergruppe, die sich aus Instrumentalisten aus Bockhorst, Hörste und Hesselteich zusammensetzte, hatte sich musikalisch sehr gut aufgestellt und wiederholte den Song mit bewegenden Schwingungen.

Ihre »luftigen« Reigen, die dem Frühling, den Komponisten, der Heimat und der Liebe gewidmet waren, füllten den von den vielen herbeigeströmten Volksmusik-Fans besetzten Burginnenhof voll aus. Echte Highlights waren ihre Interpretationen von Schuberts »Am Brunnen vor dem Tore«, Mendelssohn- Bartholdys »O Täler weit, o Höhen« und Brahms’ »Guten Abend, gut Nacht«, dem absoluten Wiegenlied-Renner überhaupt.

Fröhliche Wanderlieder leiteten zu den thematisch wohlgeordneten Blöcken über, den lustig ausschreitenden Müllern wurde so die rechte Gunst erwiesen. Und dass Amor selbst Blechbläser plattmacht, bewies der von Scholz dirigierte Posaunenchor mit dem plattdeutschen »Dat du min Leevsten bist«. Die kräftigen Stimmen in Gold und Silber lieferten ein vollmundiges rundes Klangbild und finalisierten fidel mit der populären Weise »Muss i denn zum Städtele hinaus«.

Ein enthusiastischer Wolfhart Kansteiner, der als Stiftungspräsident und Veranstalter repräsentativ allen versammelten Volkslied-Freunden aus dem Herzen sprach, fasste bereits einleitend die Bedeutung des traditionellen Liedguts zusammen: „Die deutschen Volkslieder sind fantastisch, sowohl von ihren Melodien als auch von ihren Texten. Sie sind weder kitschig noch rührselig. Sie behandeln die uralten Themen der Menschheit wie Liebe, Sehnsucht, Schmerz und Trauer und besitzen heute wie früher ihre Gültigkeit“. Zum Schluss wünschte sich der dankende Vorsitzende, der sich sicher ist, dass diese Lieder noch Jahrhunderte überdauern, eine Wiederholung dieses bedeutenden Kultur- Events.

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