Versmold

Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Detmold
Kreis: Gütersloh
Geografische Lage: 52° 3′ N, 8° 9′ O
Höhe: 65 – 87 m ü. NN
Fläche: 84,81 km²
Einwohner: 21.048 (30. Juni 2006)
Bevölkerungsdichte: 248 Einwohner je km²
Postleitzahl: 33775
Vorwahl: 0 54 23
Kfz-Kennzeichen: GT
Gemeindeschlüssel: 05 7 54 048
Verwaltung Münsterstraße 16, 33775 Versmold

Eine Stadt mit bewegter Geschichte

Versmold, am sogenannten „Dreiländereck“ im Schnittpunkt von Ravensberger Land, Münsterscher Bucht und der waldreichen Mittelgebirgslandschaft Teutoburger Wald gelegen, verbindet auf reizvolle Weise Landschaften unterschiedlichen Charakters. Die Stadt liegt außerordentlich verkehrsgünstig inmitten des Städtedreiecks Münster – Osnabrück – Bielefeld und markiert mit ihren etwa 20.000 Einwohnern den westlichsten Punkt Ostwestfalens.

Im Jahre 1096 erstmals urkundlich erwähnt und somit seit über 900 Jahren als Kirchspiel nachweisbar, zählt Versmold zu den ältesten Siedlungen der Region. Durch die Lage unmittelbar im Grenzbereich zweier konkurrierender Bistümer bedingt, wurde das Versmolder Gebiet im Hochmittelalter zu einem ständigen Zankapfel zwischen den Bischöfen von Münster und Osnabrück. Jahrhunderte lang prallten hier konkurrierende Herrschaftsansprüche aufeinander, zu Lasten der Einwohnerschaft, die sich so gut wie möglich zu schützen versuchte. Noch im 13. Jahrhundert errichteten die Versmolder ihre Petrikirche, als Gotteshaus und als Wehrkirche gleichermaßen, verfügte der Flecken doch über keine weiteren Befestigungsanlagen.

Ebenfalls im 13. Jahrhundert (1277) konnten sich die Grafen von Ravensberg die Oberherrschaft über den Versmolder Raum sichern. Auf dem heute nicht mehr existierenden Versmolder Gut Caldenhof nahmen sie ihren Jagdsitz. Mit der Herrschaft über Versmold trieben die Ravensberger einen Keil zwischen die Bistümer Münster und Osnabrück. Zugleich schufen sie damit eine Grenze zum Hochstift Osnabrück, die sich bis heute im Grenzverlauf der Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen widerspiegelt. Versmold wurde Grenzgebiet und blieb es, auch nachdem die Grafschaft Ravensberg im Jahre 1609 preußisch geworden war. Noch heute steht das Dreiländereck als Symbol für diese besondere Grenzsituation, die Versmolds Entwicklung entscheidend mitgeprägt hat.

1719 erhob der preußische „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. Versmold in den Rang einer Stadt. Für die Versmolder verbanden sich damit ungeahnte Möglichkeiten, denn bald schon ließen sich hier bedeutende Leinenhändler nieder. Rasch entwickelte sich die junge Stadt zu einem Handelszentrum für die schon seit Jahrhunderten in Handarbeit betriebene Leineweberei mit dem Schwerpunkt der Segeltuchherstellung. Fernab der Meere entstand mit dem Segeltuch ein reines Exportprodukt, mit dem schließlich ganze Flotten ausgestattet wurden. Durch die zur Mitte des 19. Jahrhunderts bedrohlich werdende Konkurrenz maschinengewebter Baumwolle aus England sollte die Existenz zahlreicher Versmolder Garnspinner und Leineweber in akute Gefahr geraten. Als Retter in der Not erwies sich schließlich die Fleischwarenfabrikation, die in Versmold seit altersher im bäuerlichen Umfeld betrieben wurde.

In der Versmolder Gegend hatte vor allem die Schweinemast Tradition, gab es hier doch allzu viele karge Flächen, die eine landwirtschaftliche Nutzung kaum erlaubten, wohl aber noch fruchtbar genug waren, um Nutzhölzer großzuziehen. So trieben die Versmolder Bauern ihre Schweine in die zahlreichen Waldgründe, wo sie sich von Eicheln und Buchäckern ernährten. Schon im 18. Jahrhundert rühmte man die Güte der Versmolder Schinken, weil die Waldfrüchte das Fleisch besonders kernig machten. Rasch entwickelten sich Versmolder Schinken, Mettwürste und Speck zu Exportschlagern, die weithin geschätzt und vertrieben wurden. Ende des 19. Jahrhunderts setzten mehr und mehr Versmolder auf die Wurst; der Viehbestand im Amt vervielfachte sich rasch und bald gab es reichlich zu schlachten und zu wursten, zunächst noch in traditioneller Handarbeit auf dem bäuerlichen Hof.

Mit der Hofanlage im Zentrum entwickelte sich schließlich die Wurstfabrik mit Schlachthaus, Kühlraum und Rauch, eine für Versmold typische Betriebsform, die wegen ihres unmittelbaren agrarischen Ursprungs im Vergleich zu anderen Industrialisierungsprozessen absolut ungewöhnlich ist. Der Bauernhof mit angelagerter Fabrik zog mehr und mehr Arbeitskräfte an sich, in Saisonarbeit zunächst. Mit Einführung der von Carl Linde erfundenen Eismaschine gelang es schließlich, auf ganzjährige Produktion umzustellen. Bis zum Jahre 1910 verfügte praktisch jeder Betrieb über ein eigenes Kühlhaus. Die Branche florierte und es verwundert nicht, dass Versmold zu Beginn des Ersten Weltkrieges als eines der bedeutendsten Zentren der ostwestfälischen Fleischverarbeitung galt. Nach und nach stellte sich auch die Arbeitsteilung ein. Die Schweineerzeuger verzichteten bald auf das Schlachten. Sie lieferten Lebendvieh an Schlachtereien, die ihre Produkte wiederum an die Wurstproduzenten weitergaben, die sich schließlich um Verarbeitung und Vertrieb kümmerten.

Im Umfeld der Nahrungsmittelindustrie sollten im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts auch eine Reihe zusätzlicher Wirtschaftszweige in Versmold heimisch werden. Hierzu zählten neben dem für Versmold typischen Kleinfleischhandel und der Verpackungsindustrie auch die großen Speditionsbetriebe, die für eine rasche Verteilung der Versmolder Wurstwaren sorgen, europaweit übrigens. Heute gilt die Stadt als eine der wichtigsten Drehscheiben des Warenumschlages in Ostwestfalen

Quelle: http://www.versmold.de/

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