Museum Wäschefabrik

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Museum Wäschefabrik (gegenüber Ravensberger Park im Hinterhof)

Im großen Nähsaal stehen die Zeiger der Uhr auf zehn vor eins. Nur noch wenige Minuten, so scheint es, und die Näherinnen kehren aus der Mittagspause zurück. Auf den Zuschneidetischen stapeln sich die Schnittmuster, die Nähmaschinen sind mit Garnrollen bestückt, auch in den Büros könnte der Betrieb sofort wieder aufgenommen werden.

Die Besonderheit des Museums Wäschefabrik ist sein authentischer Zustand. Der Besucher geht auf Tuchfühlung mit einer typischen Fabrik aus der großen Zeit der Bielefelder Textilindustrie. Seit 1997 ist die Bielefelder Wäschefabrik ein Museum, das auf bundesweit einzigartige Weise Aufstieg und Niedergang der Textilindustrie dokumentiert.

Der jüdische Kaufmann Hugo Juhl errichtete 1913 die Wäschefabrik Juhl & Helmke, wo er Bett- und Tischwäsche, Nacht- und Unterwäsche sowie Herrenhemden und Damenblusen fertigen ließ. Gezwungen durch den Nationalsozialismus verkaufte er die Wäschefabrik 1938 an die Brüder Georg und Theodor Winkel aus Dresden. Von der Familie Juhl überlebte lediglich der Ehemann der ältesten Tochter die Zeit des Nationalsozialismus. Georg und Theodor Winkel profitierten zunächst vom deutschen Wirtschaftswunder. Seit den 1960er Jahren setzte mit der Strukturkrise der Wäscheindustrie der langsame Niedergang des Unternehmens ein. 1981 wurde die Produktion eingestellt.

Nähsaal 1920 - Museum Wäschefabrik in Bielefeld

Nähsaal 1920 - Museum Wäschefabrik

Seit 1988 setzt sich der Förderverein Projekt Wäschefabrik e.V. für den Erhalt der denkmalgeschützten Fabrik ein. 1993 gelang es, die Wäschefabrik mit Mitteln der NRW-Stiftung zu kaufen und in ein Museum umzuwandeln, das seit 1997 geöffnet ist. Im Jahr 2000 erhielt der Förderverein den „Deutschen Preis für Denkmalschutz“. Seit 2005 informiert eine Medienpräsentation über die Geschichte der jüdischen Unternehmerfamilie Juhl.

Das Museum Wäschefabrik öffnet jeden Sonntag seine Türen. Regelmäßig werden Führungen durch die Fabrik und Unternehmerwohnung, Rundgänge durch das Spinnereiviertel, Näh- und Stickvorführungen sowie museumspädagogische Programme für Kinder angeboten.
In der Unternehmerwohnung hat sich der Kleine Kultursalon etabliert. Ein Dutzend Mal im Jahr treten hier Künstler auf, die mit Musik, Gesang oder Literatur das Publikum unterhalten.
Ehemalige Näherinnen oder Nähmaschinentechniker besuchen das Museum ebenso wie Schulklassen. Die einen schwelgen in Erinnerungen, die anderen erfahren, wo und wie ihre Eltern oder Großeltern gearbeitet haben.
Führungen sind auch außerhalb der Öffnungszeiten nach Absprache möglich. Ob Geburtstag oder Wiedersehensfeier, ob geschäftlicher oder familiärer Besuch – bieten Sie Ihren Gästen etwas Außergewöhnliches: Einen Gang durch die Vergangenheit der Bielefelder Wäscheindustrie.

Museum Wäschefabrik
Viktoriastraße 48a
33602 Bielefeld
Telefon (05 21) 6 04 64
Telefax (05 21) 6 04 68
www.museum-waeschefabrik.de

Öffnungszeiten
Sonntags 11 – 18 Uhr
Führungen auch außerhalb der Öffnungszeiten nach Voranmeldung

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