11. Internationale Westfälische Tennismeisterschaften der Juniorinnen und Junioren

Sieger der GERRY WEBER Junior Open, einem ITF-Weltranglistenturnier der Kategorie 2 in HalleWestfalen, wurde der Coburger Kevin Krawietz. © pr-büro sport presse (HalleWestfalen)

Sieger der GERRY WEBER Junior Open, einem ITF-Weltranglistenturnier der Kategorie 2 in HalleWestfalen, wurde der Coburger Kevin Krawietz. © pr-büro sport presse (HalleWestfalen)

Das Mekka des nationalen Tennissports liegt derzeit zweifelsohne in HalleWestfalen, denn in der 22.000 Einwohner zählenden Lindenstadt wird das Leben mit der Filzkugel so gelebt wie in kaum in einer anderen deutschen Stadt. Und dies auf internationalem Niveau. Während mit dem 16-fachen Grand Slam-Sieger Roger Federer und dem Wimbledonsieger von 2002, Leyton Hewitt, bei den GERRY WEBER OPEN die internationale Reputation am 13. Juni im Finale stand und der Australier sich den Titel beim einzigen deutschen ATP-Rasentennisturnier holen konnte, folgte im Anschluss daran vom 14. bis 19. Juni der Auftritt der weltweit besten Juniorinnen und Junioren.

Auch hier eindrucksvolles Tennis auf Rasen, denn mit der 15-jährigen Russin Irina Khomacheva sowie der aktuellen French Open-Junior-Siegerin Elina Svitolina und deren Pariser Finalistin Ons Jabeur war die >Creme< der Stars von Morgen vertreten. Ähnlich stark das Teilnehmerfeld bei den Junioren. Mit dem ungarischen Titelverteidiger Marton Fucsovic und dem Coburger Kevin Krawietz waren zwei Top-Ten-Spieler im Turnier vertreten. In der ostwestfälischen Stadt am Rande des Teutoburger Waldes wird nun für 14 Tage eine Tennispause eingelegt, doch dann folgen weitere sechs Wochen im Filzkugelduell. Am 02. Juli startet der Tennisclub Blau-Weiss Halle, dessen 1. Vorsitzender der Modeunternehmer Gerhard Weber ist, mit einem Heimspiel gegen Blau-Weiss Neuss in die 1. Tennis- Bundesliga-Saison. Ziel der Ostwestfalen ist nach den Meisterjahren 1995 und 2006 in diesem Jahr der dritte Titelgewinn.

Teamchef dieser Mannschaft, in der so renommierte Namen wie die deutschen Davis Cup- Spieler Nicolas Kiefer und Christopher Kas sowie der Franzose Arnaud Clement oder der Finne Jarkko Nieminen stehen, ist Thorsten Liebich. Der hielt auch als Turnierleiter die Fäden bei den GERRY WEBER Junior OPEN in der Hand, einem ITF-Turnier der Kategorie zwei, welches in Zusammenarbeit mit dem regionalen Verband als >Internationale Westfälische Meisterschaften der Juniorinnen und Junioren< ausgetragen wurden. „Wir waren besser besetzt als das Junior-Turnier bei den Australian Open“, merkte ein sichtlich zufriedener Liebich nach den Finals an, was sich wiederum auch in den gezeigten Leistungen niederschlug.

Erfreulich dabei aus deutscher Sicht das Auftreten von Kevin Krawietz, der in HalleWestfalen vom früheren Kiefer-Coach Klaus Langenbach betreut wurde. Und dies mit großem Erfolg. „Wir haben in dieser Woche den Feinschliff angelegt“, so Langenbach, „denn Kevin bereitet sich intensiv auf das Junior-Grand-Slam-Turnier in Wimbledon vor und nach den US-Open wird ernsthaft bei den Herren die ATP-Tour angegangen.“ Nachdem Krawietz in 2009 die Doppelkonkurrenz in Ostwestfalen gewinnen konnte, glückte ihm am 19. Juni der Einzelsieg bei den GERRY WEBER Junior OPEN. Dieser Erfolg brachte ihm nicht nur die Wild Card für die Qualifikation des ATP-Rasenturniers 2011 ein, er brachte auch das bis dato einmalige Kunststück fertig, die drei größten deutschen Juniorenturniere gewonnen zu haben: Offenbach, Berlin und eben HalleWestfalen.

Angesichts dieser Leistung, auch kein Wunder, dass dem Blondschopf eine große Zukunft bescheinigt wird und er sich selber als Ziel einen Platz unter den besten 20 der Welt gesetzt hat. Im Dunstkreis der Weltstars durfte sich der aktuelle Halle-Sieger bereits im vergangenen Jahr nach seinem Erfolg (gemeinsam mit dem Franzosen Pierre-Hughes Herbert) in der Doppelkonkurrenz von Wimbledon bewegen, als er im geliehen Smoking beim Champions Dinner von Roger Federer geehrt wurde. „Das war das Größte, was ich bisher erlebt habe“, so Krawietz, der heute noch mit strahlenden Augen davon erzählt.

Das die aus Witzmannsberg (im Landkreis Passau gelegen) stammende deutsche Nummer eins der Junioren das schnelle Spiel auf Rasen liebt, stellte er auch in Ostwestfalen unter Beweis. Gleichwohl ging das Endspiel gegen den Kroaten Mate Delic in der Halle zu Ende. Zunächst fand Krawietz gegen den aus der Qualifikation gekommenen 17-jährigen Kontrahenten keine Einstellung zu seinem schnellen Spiel auf Rasen, dem auch schon zuvor im Halbfinale der topgesetzte Titelverteidiger Marton Fucsovics (Ungarn) mit einer Dreisatzniederlage zum Opfer gefallen war. Auch wenn der hochgewachsene Delic, Nummer 99 der Junioren-Weltrangliste einen ungelenken Eindruck machte, bestimmte er mit wuchtigen Aufschlägen und grundliniengenauen Returns das Geschehen.

„Irgendwie bin ich nicht im Match“, so das Zwischenresümee von Krawietz auf dem Weg vom Rasencourt auf Teppichboden. Regen hatte eingesetzt und angesichts der Reisepläne von Spieler, Coaches und Eltern wurde bei einer 6:2, 3:3-Führung des Kroaten in die benachbarte Halle gewechselt. Diese Luftveränderung hatte anscheinend dem jungen Deutschen gut getan, denn nun fand er sein Spiel. Er ging fortan das hohe Tempo seines Kontrahenten mit und kam zum Satzausgleich. Mit zunehmender Matchdauer wurde auch die Körpersprache von Krawietz besser, baute zunehmend Druck auf und fand auch den Weg ans Netz. Diese veränderte Spielführung führte zu einigem Hader und Flüchtigkeitsfehlern bei Delic, während Krawietz sich nun als exzellenter Wettkämpfer präsentierte.

Der Langenbach-Schützling, der inzwischen sportlich in der Tennisbase des Bayerischen Tennisverbandes beheimatet ist, ließ sich nicht mehr von seiner spielerischen Linie abbringen. Mit einem breiten Grinsen nahm Kevin Krawietz, der in der Vorschlussrunde mit 7:5, 6:2 gegen den Kroaten Filip Veger siegreich war, am Ende die Glückwünsche für einen verdienten 2:6, 6:4, 6:4-Sieg entgegen und sorgte somit nach 2002 mal wieder für einen deutschen Triumph in der Einzelkonkurrenz der GERRY WEBER Junior OPEN.

Die Doppelkonkurrenz bei den GERRY WEBER Junior Open in HalleWestfalen gewannen (von links) der Österreicher Dominic Thiem und Matthias Wunner vom TC Alfeld/Leine. © pr-büro sportpresse (HalleWestfalen)

Die Doppelkonkurrenz bei den GERRY WEBER Junior Open in HalleWestfalen gewannen (von links) der Österreicher Dominic Thiem und Matthias Wunner vom TC Alfeld/Leine. © pr-büro sportpresse (HalleWestfalen)

Neben Sieger Krawietz konnte auch noch der 17-jährige Dresdener Ralf Steinbach (TC Sandanger Halle) gefallen, der im Viertelfinale an dem ungarischen Jungprofi Fucsovics in zwei Sätzen gescheitert war. Sich gut in Szene setzten konnten sich des Weiteren auch die zwei Jahre jüngeren Daniel Masur (Mindener TK) und Lynn Max Kempen vom gastgebenden TC Blau-Weiss Halle. Beide überstanden die erste Runde und scheiterten dann aber jeweils in zwei Sätzen am jungen Sachsen bzw. am späteren Finalisten Delic. Auch für den Niedersachsen Matthias Wunner (TC Alfeld/Leine) war im Achtelfinale das Aus in der Einzelkonkurrenz gekommen, dafür hielt er sich im Doppel schadlos. Mit seinem Wiener Partner Domicic Thiem gewann er diesen Wettbewerb mit einem 6:3, 6:1-Finalsieg gegen Mitchell Krueger/Jeson Patrombon (USA/Philippinen). In der Vorschlussrunde hatten das deutsch/österreichische Duo das Gespann Julian Lenz/Ralf Steinbach (TC Bad Homburg/TC Alfeld/Leine) knapp mit 4:6, 6:3, 10:5 ausschalten können.

Während bei den Junioren die Besten bereits das Alter von 17 bzw. 18 Jahren haben, ist dies bei den Mädchen anders. Die weltweit spielstärksten Juniorinnen sind im Schnitt zwei, drei Jahre jünger, vom technischen Können her aber durchaus im Damenbereich anzusiedeln. Es war schon beindruckend, welche Qualität in den Matches geboten wurde. Und so muss man sicherlich kein Prophet sein, um zu behaupten, in diesen Tagen bei den GERRY WEBER Junior Open die künftige Weltklasse im Damentennis gesehen zu haben. Ein Blick in die bisherige Siegerliste bestätigt dies: Die vor vier Jahren in HalleWestfalen siegreich gewesene Agnieszka Radwanska ist heute als 21-Jährige die Nummer acht der Weltrangliste.

Die aktuelle French Open-Junior-Siegerin Elina Svitolina (links) gewann anschließend die GERRY WEBER Junior Open in HalleWestfalen und besiegte im Finale ihre ukrainische Teamkollegin Olga Ianchuk. © pr-büro sport presse (HalleWestfalen)

Die aktuelle French Open-Junior-Siegerin Elina Svitolina (links) gewann anschließend die GERRY WEBER Junior Open in HalleWestfalen und besiegte im Finale ihre ukrainische Teamkollegin Olga Ianchuk. © pr-büro sport presse (HalleWestfalen)

Eine ähnliche Weltkarriere dürfte auch der diesjährigen ukrainischen Siegerin Elina Svitolina bevorstehen. Die aus Odessa stammende 15-jährige Juniorin, die sich außerhalb des Courts als ein sympathisches freundliches Mädchen ohne irgendeine krampfhalte Verbissenheit präsentierte, spielte Tennis mit einer Perfektion, die für ihr Alter ungewöhnlich ist. Kraftvolles Aufschlagspiel, präzise, lange und druckvolle Grundlinienschläge sowie mit einer für Mädchen erstaunlichen Schnelligkeit versetzte sie nicht nur Fachleute ins Erstaunen. Die Nummer vier der ITF-Junioren-Weltrangliste schaltete im Halbfinale die topgesetzte 15- jähirge Irina Khromacheva mit 6:3, 7:6(5) aus und traf im Endspiel auf ihre Trainingspartnerin Olga Ianchuk. Die sechs Monate jüngere Kontrahentin, die aus der Qualifikation ins Hauptfeld gekommen war, behauptete sich im Semifinale gegen die aus Tunesien stammende aktuelle Pariser Grand Slam-Finalistin Ons Jabeur (Weltrangliste 14) mit 4:6, 6:3, 6:1.

Bei den Juniorinnen siegten im Doppelwettbewerb der GERRY WEBER Junior Open in HalleWestfalen die Serbin Jovanna Jaksic (links) mit der russischen Weltranglisten-Ersten Irina Khromacheva und freuen sich über das Turniermaskottchen GERRY BERRY. © pr-büro sport presse (HalleWestfalen)

Bei den Juniorinnen siegten im Doppelwettbewerb der GERRY WEBER Junior Open in HalleWestfalen die Serbin Jovanna Jaksic (links) mit der russischen Weltranglisten-Ersten Irina Khromacheva und freuen sich über das Turniermaskottchen GERRY BERRY. © pr-büro sport presse (HalleWestfalen)

Leider konnte die ebenfalls in Odessa lebende Ianchuk nicht an ihre zuvor gezeigten Leistungen anknüpfen, denn eine leichte Erkältung war bei diesem Geschwindigkeitstennis schon ein Handicap. Insofern bestimmte Svitolina das sportliche Geschehen und mit einem 6:3, 6:4-Erfolg knüpfte sie nahtlos an die in Roland Garros gezeigten Leistungen an. Angesichts dieses sportlichen Potentials, ist von der Siegerin auch in Wimbledon einiges zu erwarten. Nicht viel Positives gibt es von den deutschen Juniorinnen zu vermelden. Anna- Lena Friedsam (Andernacher TC), an Nummer fünf der Setzliste platziert, verlor bereits ihr Auftaktmatch und an Jabuer scheiterten nacheinander Carina Witthöft (Club an der Alster Hamburg) und Stephanie Wagner vom TC Amberg am Schanzl. Julia Wachaczyk (Blau- Weiss Halle) verlor ebenfalls in der ersten Runde, während ihre Clubkameradin Derja Turhan immerhin noch die zweite Runde erreichte.

Auch in dem Doppelwettbewerb hatten die deutschen Mädchen mit dem Ausgang des Turniers nichts zutun gehabt. Zwar kamen die Duos Friedsam/Wagner sowie Deborah Danz/Vivian Heisen (TC Benrath/TC Visbek) in die Runde der letzten Vier, doch die Finals bestritten die topgesetzen Jovanna Jaksic/Irina Khromacheva (Serbien/Russland) und die beiden Venezulanerinnen Andrea Gamiz/Adriana Perez. Mit 4.6, 5:7 unterlagen die Mädchen von der Karibikküste und für die Weltranglisten-Erste war dann dies wenigstens ein halbwegs versöhnlicher Turnierabschluss.

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