Blau-Weiss Halle unterliegt im Kurgarten 2:4 – Rund 2.000 Zuschauer waren begeistert

 Mit tröstenden Worte versuchte Stephan Brune (Hauptgeschäftsführer des Deutschen Tennis Bundes) Halles Teamchef Thorsten Liebich (rechts) bei der Pokalübergabe aufzuheitern. © pr-büro sport presse (HalleWestfalen)

Mit tröstenden Worte versuchte Stephan Brune (Hauptgeschäftsführer des Deutschen Tennis Bundes) Halles Teamchef Thorsten Liebich (rechts) bei der Pokalübergabe aufzuheitern. © pr-büro sport presse (HalleWestfalen)

HalleWestfalen. Der letzte Spieltag in der 1. Tennis-Point-Bundesliga war noch einmal so recht nach dem Geschmack der Zuschauer. Beim Titelverteidiger Kurhaus Lambertz Aachen war die finale Partie zwischen dem Gastgeber und dem bis dato ungeschlagenen Spitzenreiter Blau-Weiss Halle angesetzt. Rund 2.000 Zuschauer sahen dann ein Duell auf Augenhöhe, welches am Ende im Champions-Tiebreak zu Gunsten des alten und neuen Deutschen Meisters entschieden wurde. Zum vierten Mal wurde Kurhaus Lambertz Aachen mit einem 4:2-Sieg über das GERRY WEBER-Team Deutscher Mannschaftsmeister und für die Ostwestfalen blieb nur die Erkenntnis, dass man sich zum vierten Mal in Folge mit der Vizemeisterschaft zufrieden geben muss. Aus der Liga absteigen müssen der 1. FC Nürnberg und der TC Amberg am Schanzl.

„Natürlich bin ich riesig enttäuscht“, so Halles-Teamchef Thorsten Liebich, „denn eine viel bessere Saison als diesmal können wir nicht spielen. Dass das letzte Doppel verloren geht, ist einfach Pech. Als das Publikum anfing, hier Stimmung zu machen, waren die Aachener bestimmt zehn Prozent besser als vorher. Große Niedergeschlagenheit auf Seiten der Blau-Weissen, demzufolge große Stimmung und Freude bei dem alten und neuen Meister. „Wenn man drei Spieltage vor Saisonende hinten liegt, sind die Aussichten nicht gerade rosig“, analysiert Kurhaus-Teamchef Alexander Legsding die Saison, „aber dann haben wir eine furiose Aufholjagd gestartet. Beim 2:2 habe ich gedacht, dass wird nichts mehr, aber dann kamen die Zuschauer. So eine Stimmung hatten wir noch nie gehabt.“

So waren zweifelsohne die Matchwinner an diesem 12. August, es lief nur noch die letzte Auseinandersetzung im Doppel zwischen dem Aachener Duo Matthias Bachinger/Daniel Brands und Horacio Zeballos/Daniel Gimeno-Traver, die 2.000 heimischen Fans. Man führte im Gesamtergebniss mit 3:2, denn das tschechisch-slowakische Duo Frantisek Cermak/Michel Mertinak, die zusammen auf der ATP-Tour 40 Doppeltitel haben gewinnen können, kamen zu einem mühelosen 6:2, 6:2-Erfolg gegen Ramirez Hidalgo/Struff. Mit dem Auftauchen des siegreichen Kurhaus-Duos am Rande des Centre Courts wurde es lauter. Mit rhythmischen Klatschen und La Ola-Wellen wurde nun ein ohrenbetäubender Lärm erzeugt und das noch spielende Aachener-Doppel regelrecht emotionalisiert und nach vorne getrieben. Das GERRRY WEBER-Gespann, dass mit einem 3:3-Unentschieden zum Titelerfolg gekommen wäre, war nämlich mit Satzgewinn (6:4) auf Meisterkurs. Es schien für sie nur eine Formsache zu sein, den zweiten Durchgang ebenfalls für sich zu entscheiden. Doch mit der dann einsetzenden lautstarken Kulisse im Rücken drehte sich das Match.

Plötzlich war das Lambertz-Paar ohne Fehl und Tadel und sie reduzierten ihre Fehlerquote gegen Null. Dagegen zeigten die beiden Ostwestfalen Nerven und verloren zudem ihre spielerische Linie. Der Arm wurde immer schwerer und es bahnte sich eine Niederlage an. Das was unmittelbar zuvor bei Zeballos/Gimeno-Traver noch bestens funktionierte, Aufschlag und Longline-Passierschläge, haute fortan nieder mehr hin. So kam was kommen musste und um 18.41 Uhr war mit der 6:4, 3:6, 7:10-Niederlage der blau-weisse Traum vom dritten Titelgewinn des GERRY WEBER-Teams geplatzt.

„Es ist ganz bitter, so knapp zu verlieren“, sagt Coach Thomas Dappers, „aber, Aachen hat heute verdient gewonnen. Uns fehlte im letzten Doppel das Glück – und Kasi.“ In der Tat war für den TC Blau-Weiss Halle dieser neunte Spieltag von personellen Problemen gekennzeichnet. Zum einen standen Martin Klizan (ATP-Ranking 48) und Simone Bolelli (ATP 84) in San Marino im Finale, Potito Starace (ATP 111) plagt sich das ganze Jahr über schon mit Bandscheibenproblemen und es kam hinzu, dass Olympionike Christopher Kas (ATP-Doppelranking 39) verletzungsbedingt für diesen Spieltag gänzlich ausfiel und Horacio Zeballos (ATP 108) nur bedingt einsatzfähig war. „Ich habe mich die ganzen letzten Tage behandeln lassen, so Kas, aber es ging einfach nicht. Zwar bin ich sehr enttäuscht, aber auch sehr stolz auf die Mannschaft. Es war vielleicht die schönste Saison, seit ich in Halle spiele.“ Auch Horacio Zeballos war tief enttäuscht, der eigens aus Argentinien gekommen war: „Ich wollte unbedingt dabei sein, aber für ein Einzel hat es nicht gereicht. Im Doppel habe ich alles gegeben, ich hatte aber große Schmerzen im Ellbogen.“

Angesichts dieser Konstellation kam Jan-Lennard Struff (ATP 304) zu seinem ersten Einzel in dieser Saison. Der 22-jährige Westfale hielt gegen den Routinier Simon Greul (ATP 242) im ersten Satz gut mit, mehr aber auch nicht. Am Ende stand eine 5:7, 2:6-Niederlage auf dem Spielberichtsbogen. „Das war schon besonders, in so einem Spiel ran zu dürfen. Das es dann nicht besser gelaufen ist, ist schon enttäuschend. Mir fehlte in einigen Phasen die nötige Aggressivität.“ Die zweite Niederlage der Haller musste der Italiener Alessandro Giannessi (ATP 143) an Nummer drei hinnehmen. Gegen den 2-Meter-Mann Daniel Brands (ATP 122) gab es ein deftiges 1:6, 4:6.

Die beiden Einzelsiege zum zwischenzeitlichen 2:2 buchten die beiden Spanier Ruben Ramirez Hidalgo (ATP 83) und Daniel Gimeno-Traver (ATP 109). Letzterer hatte zunächst keine Probleme Matthias Bachinger (ATP 118) mit 6:4, 6:4 abzuservieren und der topgesetzte 34-jährige Ramirez Hidalgo lieferte sich mit dem 12 Jahre jüngeren Cedrik-Marcel Stebe (ATP 102) bei hoch sommerlichen Temperaturen ein regelrechtes Sandplatzduell. Exakt zwei Stunden und 41 Minuten dauerte diese Auseinandersetzung an und am Ende leistete sich Stebe einen Doppelfehler zur 7:6(5), 4:6, 8:10-Niederlage. Aus dieser Tragik für den Deutschen entwickelte sich dann rund 90 Minuten später die Dramatik und das Bild der Niedergeschlagenheit wechselte von der einen Seite auf die Andere!

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