Abschaffung der Praxisgebühr findet bei Steinhagener Arzthelferinnen und Patienten positives Echo

Von Sonja Faulhaber – Steinhagen. Bis zum Schluss standen viele Patienten mit der Praxisgebühr auf Kriegsfuß. Und auch die Arzthelferinnen freuten sich nicht über die bürokratische Mehrarbeit, die ihnen da im Jahr 2004 aufgehalst worden war. Seit dem 1. Januar ist die Praxisgebühr Geschichte – und zwei Wochen danach lohnt es sich einmal, nach ersten Erfahrungen in den Praxen zu fragen.

„Für uns ist es eine echte Arbeitserleichterung“, bringt Arzthelferin Heike Elbracht von der Brockhagener Hausarztpraxis Dr. Klessing die Gedanken vieler Kolleginnen auf den Punkt. „Es war immer viel Papierkrieg“, bezieht sie sich auf die Quittungen, die für jeden Patienten erstellt werden mussten, aber auch auf die Mahnungen, die immer mal wieder anfielen, wenn jemand nicht bezahlen wollte.

„Wir haben jetzt deutlich weniger Arbeit“, stimmt auch ihre Kollegin Esther Zagorny von der Praxis Dr. Botthof zu. „Uns bleibt jetzt einfach mehr Zeit für die Patienten.“ Seitdem der bürokratische Aufwand durch den Wegfall der Praxisgebühr zumindest etwas gesenkt werden konnte, bleibt ein wenig mehr Zeit, um den Patienten zuzuhören und dadurch besser zu beraten.

„Die andere Richtung war schwieriger.“
Aber auch die Patienten freuen sich, dass beim ersten Besuch nunmehr nur noch die Krankenkassenkarte, aber nicht mehr der Zehn-Euro-Schein gezückt werden muss. „Es ist für alle Beteiligten entspannter“, freut sich Silke Paatsch. Die Zahnarzthelferin ist am Empfangstresen der Zahnarztpraxis Dr. Wübben durchweg auf positive Resonanz gestoßen – wenn überhaupt, denn die Rückkehr zum alten System scheint den Patienten gar nicht schwer zu fallen. Silke Paatsch: „Es ist fast so, als wäre es immer so gewesen.“ Nachfragen, ob man denn zahlen müsse oder nicht, gäbe es so gut wie gar nicht. „Die andere Richtung war da schon schwieriger“, erinnert sich Silke Paatsch. Unddies nicht nur vor neun Jahren – so manche Diskussion über Sinn und Unsinn der Praxisgebühr führte sie noch im vergangenen Jahr.

Aber nun ist Schluss damit – eine Quittung über die Zuzahlung braucht niemand mehr. Ganz anders die Überweisung zum Facharzt. Diese bringen viele Patienten mit der Praxisgebühr in Einklang und glauben, auch darauf ab sofort verzichten zu können. Das stimmt so nicht ganz. Zwar ist eine Überweisung seit Januar kein Muss mehr, jedoch sei es im Sinne des Patienten, wenn dieser sich weiterhin vom Hausarzt zum Facharzt überweisen lässt. „Ohne eine Überweisung bekommen wir keine Rückmeldung, was die Untersuchung beim Facharzt ergeben hat“, erläutert Esther Zagorny.

Auch Mona Dominas, Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, betont die Wichtigkeit der Überweisung. „Dadurch können Informationen zum Beispiel über Medikamente untereinander effektiver ausgetauscht werden. Eine Überweisung ist erforderlich zur Sicherheit des Patienten.“ Die Abschaffung der Praxisgebühr begrüßt sie als wichtigen Bürokratieabbau.Der Effekt, Gewünschte Effekt ohnehin nicht eingetreten die Arztbesuche von Patienten gezielt zu steuern und so die Zahl der Arztbesuche insgesamt zu reduzieren sei sowieso nicht eingetreten. Ob der Wegfall der Praxisgebühr nun zu einem »Arzt-Hopping« führt – das bedeutet, Patienten besuchen mehrere Ärzte, ohne dass diese voneinander wissen – könne nur die Praxis der kommenden Monate zeigen. Viel anders als die Situation vor der Einführung der Praxisgebühr werde das Verhalten der Patienten aber nicht werden.

Eine Änderung wird es jedoch ganz sicher geben: Die Krankenkassen werden künftig pro Jahr etwa zwei Milliarden Euro weniger zur Verfügung haben. Wie dieses Geld wieder in die Kasse gespült werden soll, ist noch nicht geregelt. „Aber irgendwo werden die schon wieder was erhöhen“

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