Bebauung Bergstraße: Nicht ein einziger betroffener Anwohner kommt am Dienstagabend zum öffentlichen Anhörungstermin ins Rathaus

Noch wächst hier Unkraut: Seit Anfang der 1980er Jahre liegt das Areal auf der Ecke Borgholzhausener Straße/Bergstraße brach. Jetzt sollen hier zwei Komplexe mit zusammen 20 Wohnungen entstehen. Dazu muss allerdings der entsprechende Bebauungsplan geändert werden. Kritik gibt es seitens der Anwohner, die sich Sorgen über die Dimensionen der Gebäude und ihre Folgen machen. Foto: A. Hanneforth

Noch wächst hier Unkraut: Seit Anfang der 1980er Jahre liegt das Areal auf der Ecke Borgholzhausener Straße/Bergstraße brach. Jetzt sollen hier zwei Komplexe mit zusammen 20 Wohnungen entstehen. Dazu muss allerdings der entsprechende Bebauungsplan geändert werden. Kritik gibt es seitens der Anwohner, die sich Sorgen über die Dimensionen der Gebäude und ihre Folgen machen. Foto: A. Hanneforth

Von Anja Hanneforth – Werther. Ob es eher ein gutes Omen ist oder ein schlechtes? Bürgermeisterin Marion Weike weiß es nicht. Was sie weiß ist, dass es schon einmal einen Fall gab, da zum Anhörungstermin kein einziger betroffener Anlieger kam. Umso heftiger wurde später über das Vorhaben gestritten. Damals ging es um ein Windrad. Dieses Mal um die Änderung des Bebauungsplans an der Bergstraße. Der soll den Weg frei machen für die Realisierung zweier großer Wohnkomplexe – und die hatten für erheblichen Konfliktstoff bei den Anliegern gesorgt.

Umso ungewöhnlicher also, dass die Besucherbänke im Rathaus am Dienstagabend leer blieben. Udo Lange als Vertreter der SPD, Karl-Hermann Grohnert für die CDU, dazu die Bürgermeisterin, zwei Kollegen aus der Bauverwaltung und Planer Werner von Beeren vom Büro Tischmann Schrooten aus Rheda- Wiedenbrück waren die einzigen, die sich im Sitzungssaal gegenübersaßen. Und aus ihrer Verwunderung darüber, dass die Anwohner den Termin mit Nichterscheinen quittierten, keinen Hehl machten. Trotzdem arbeiteten sie den Termin ab, wie es die formalen Regeln vorschreiben.

Um es vorwegzunehmen: Die beiden Wohnkomplexe, die Christian Brinkkötter, Junior- Chef von Holz-Speckmann, an der Bergstraße realisieren will, sehen unverändert so aus, wie Anfang 2012 durch Architekt Wolfgang Fritsche vorgestellt:

Beide Häuser dreigeschossig mit je zehn Wohnungen zwischen 90 und 125 Quadratmetern Wohnfläche, verbunden durch eine Tiefgarage mit zusammen 26 Stellplätzen, alles barrierefrei mit Fahrstuhl. Die Gebäude werden zur umliegenden Bebauung leicht gedreht, damit alle Balkone nach Südwesten ausgerichtet sind. Investitionsvolumen: über drei Millionen Euro.

Bei der Politik stießen die Pläne seinerzeit auf breite Zustimmung. Da jedoch, wie es Bauamtsleiter Jens Kreiensiek ausdrückte, „massiv gegen geltende Vorgaben verstoßen wird“, sprich: die Komplexe nahezu alle Baugrenzen überschreiten, muss der Bebauungsplan geändert werden. Genau dieses Verfahren ist nun mit der Auslegung der Planunterlagen und einer ersten Möglichkeit für die Anwohner, Stellung zu beziehen, im Gange.

Noch, so Marion Weike, sei keine einzige Eingabe im Rathaus eingetroffen. Wobei dies nichts heißen müsse. Denn es wäre nicht die letzte Gelegenheit, sich zu äußern. In den nächsten Wochen und Monaten folgten die formalen Beteiligungsschritte, in denen Behörden, aber eben auch die Bürger erneut gehört würden. Nach entsprechender Auswertung gingen die Stellungnahmen dann zur weiteren Beratung in den Fachausschuss. Wann die Bagger an der Bergstraße anrücken könnten, sei noch nicht absehbar.

Dass das Vorhaben, sobald der geänderte Bebauungsplan rechtskräftig ist, kommen wird, scheint gewiss. Und wünschenswert, wie am Dienstag den Aussagen der Vertreter von SPD und CDUzu entnehmen war: Die Fläche liegt innenstadtnah, alle wichtigen Einrichtungen können von den künftigen Bewohnern fußläufig erreicht werden, durch die Tiefgaragen-Lösung entfiele eine große Zahl oberirdischer Stellplätze und damit Verkehrslärm.

Dass die beiden Baukörper dennoch massig sind, stellte beim Anhörungstermin niemand in Abrede. Vielmehr hörte man aus den Wortbeiträgen durchaus Verständnis für die Ängste der Anwohner hinsichtlich einer möglichen Verschattung, von Verkehrslärm und -aufkommen heraus. „Aber dass heute Abend kein Bürger da ist, ist auch ein Zeichen“, fand Planer Werner von Beeren. An die Stadt, an die Politik – und an den künftigen Bauherrn. „Wer etwas hätte sagen wollen, hätte das eigentlich heute Abend tun müssen.“

Anwohner, die die Pläne für die Bergstraße einsehen wollen und/oder Eingaben pro oder contra der Bebauungsplanänderung machen möchten, sollten sich den 15. Juli merken. An diesem Stichtag endet die Frist, bis zu der Stellungnahmen im Rathaus abgegeben werden können.
Der Kommentar – Änderung des Bebauungsplans an der Bergstraße Chance vertan
von Anja Hanneforth

Die beiden Häuser an der Bergstraße werden groß, sie werden hoch, sie werden nicht zu übersehen sein. Verständlich, dass sie nicht bei allen Anwohnern auf Gegenliebe stoßen. Die Angst vor Verschattung, vor hohem Verkehrsaufkommen, vor wildem Parken in den umliegenden Straßen, schlicht die Angst vor einer überdimensionierten Planung trieb die Bürger nach Bekanntwerden des Projektes um.

Umso unverständlicher, dass niemand von ihnen am Dienstagabend zum Anhörungstermin ins Rathaus kam. Die ideale Gelegenheit, Kritik noch einmal öffentlich vorzutragen und – vielleicht – eine Änderung der Pläne herbeizuführen, ist somit verstrichen. Eine Ausrede gibt es nicht. Der Termin wurde rechtzeitig bekanntgegeben; ohnehin sollte, wer sich gegen ein Bauvorhaben zur Wehr setzen will, die dafür relevanten Daten kennen. Gut möglich, dass sich die Anwohner nur schriftlich äußern wollen. Oder schon resigniert haben. Eine wichtige Chance, sich Gehör zu verschaffen, haben sie jedenfallsamDienstag vertan.

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