BUNDESTAGSKANDIDATEN 2013: Jasmin Wahl-Schwentker tritt für die FDP an

Sportlich: Jasmin Wahl-Schwentker spielt seit über 20 Jahren Tennis. „Die Bewegung und der Teamgeist stehen dabei im Vordergrund“, sagt die Kandidatin der Liberalen. Foto: W. Rudolf

Sportlich: Jasmin Wahl-Schwentker spielt seit über 20 Jahren Tennis. „Die Bewegung und der Teamgeist stehen dabei im Vordergrund“, sagt die Kandidatin der Liberalen. Foto: W. Rudolf

Von Sebastian Kaiser – Werther/Bielefeld. Liberal heißt im liberalen Sinne nicht nur liberal – der alte Loriot- Witz hat für Jasmin Wahl- Schwentker durchaus ernsthafte Seiten. Persönliche Freiheit und Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt, eigene Leistung und Unterstützung für die, die sich nicht selbst helfen können, will sie nicht trennen. „Bei einer reinen Klientelpolitik für Wohlhabende würde ich nie mitmachen“, sagt die 46-Jährige. Bei der Bundestagswahl am 22. September geht sie für die FDP im Wahlkreis Werther-Bielefeld ins Rennen.

Als Jasmin Hussein wächst sie in Uelzen in der Lüneburger Heide auf, die Eltern sind Naturwissenschaftler, unterrichten als Lehrer am Gymnasium. Jasmin ist die älteste von fünf Geschwistern. Der Vater, promovierter Physiker, stammt aus Ägypten und ist gläubiger Moslem. Die Mutter, Chemikerin, ist evangelische Christin. Die Kinder dürfen ihren Glauben selbst finden – oder auch nicht. Eine Freiheit, die Jasmin Wahl- Schwentker – sie ist seit Langem aus der Kirche ausgetreten – auch ihren Kindern gewährt. Der Sohn (15) hat sich konfirmieren lassen, „was meine 13-jährige Tochter machen wird, weiß ich noch nicht. Religion ist allein die Entscheidung der Kinder“.

Nach dem Abitur studiert sie Jura, die vielfältigen Berufsmöglichkeiten reizen sie, das Bürgerliche Gesetzbuch fasziniert sie. Sie lernt ihren späteren Mann Jörn Wahl-Schwentker, heute Mit-Geschäftsführer des Logistikunternehmens Wahl & Co., kennen. Zusammen gehen sie 1995 nach Magdeburg, wo ihr Mann für das Speditionsnetzwerk Unitrans einen Standort aufbaut, und sie zunächst als Staatsanwältin, später als Amtsrichterin arbeitet. Sie leben in einer Betriebswohnung auf dem Speditionsgelände direkt an der Autobahn.

Als der Sohn geboren wird, nimmt sie sich vor, nach einem Jahr wieder zu arbeiten. „Doch ein einjähriges Kind ist noch ein Baby, völlig hilflos.“ Sie entscheidet sich zunächst weiter für die Mutterrolle. Zwei Jahre später wird die Tochter geboren. Im Jahr 2000 zieht die Familie nach Sennestadt.

Jasmin Wahl-Schwentker bleibt im Hauptberuf Mutter – mit Leidenschaft. „Ich wollte die Kinder nie in eine Ganztagsbetreuung abgeben. Doch in einer anderen Lebenssituation hätte ich vielleicht keine Wahl gehabt.“ Ihrer komfortablen Lebenssituation ist sie sich bewusst, weiß, dass es nicht allen so gut geht. „Gute Tagesstätten sind notwendig und der Ausbau der Betreuung ist richtig“, betont die zierliche, fröhliche Frau, die mit lebhafter Mimik spricht.

Der Wiedereinstieg in den Beruf sei durchaus eine Option gewesen. Doch ihrem Versetzungsantrag als Richterin von Sachsen-Anhalt nach NRW wurde nicht stattgegeben. „Sonst hätte ich vielleicht drei Jahre nach der Geburt meiner Tochter wieder angefangen zu arbeiten.“

Inzwischen sind die Kinder Teenager, Wahl-Schwentker nutzt ihre Zeit für Politik und Sport. Als Kind Ballett, später Laufen, Surfen, Reiten, heute Tennis: „Ich brauche Bewegung“, sagt sie. Zweimal pro Woche trainiert sie im Bielefelder Tennis Turnier Club – meist zusammen mit fünf Freundinnen. „In der Gemeinschaft Sport zu treiben ist wichtiger als ein Turnier zugewinnen.“ Das Tennis sei vor allem Hobby. Allerdings: „In der Eins-zu-Eins-Situation auf dem Platz will ich natürlich gewinnen.“

Daran, sich politisch zu engagieren, denkt sie zum ersten Mal 1986 – nach der Katastrophe im Atomkraftwerk Tschernobyl. Damals sympathisiert sie noch mit den Grünen. Die sind heute eher ein rotes Tuch. „Die geben sich liberal, doch sie versuchen, anderen ihre Überzeugung aufzuzwingen.“

Als Studentin wächst ihr Interesse an der Demokratie, doch erst 2005 beschließt sie ernst zu machen mit dem Vorsatz „Ich will mitmachen, statt zu motzen“. In Sennestadt tritt sie in die FDP ein, „um zu sehen, was ich dort tun kann“. Das ist offenbar eine Menge. 2011 wird sie von der Partei zur Landtagskandidatin, ein Jahr später zu Bundestagskandidatin gewählt. Steuern und Finanzen gehören zu ihren Schwerpunkten. „Die Einkommenssteuersätze zu erhöhen ist weniger schädlich als die Vermögenssteuer einzuführen, die die mittelständischen Unternehmen trifft“, ist eine ihrer Auffassungen.

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