Barnstorfs Bürgermeister Jürgen Lübbers berichtet über Ideen gegen »Flächen fraß«

Borgholzhausen aus der Luft: Die Stadt hat sich seit den Zweiten Weltkrieg wit in die umgebende Landschaft hinein ausgedehnt. Die Frage ist, wie diese Entwicklung weitergehen soll.

Borgholzhausen aus der Luft: Die Stadt hat sich seit den Zweiten Weltkrieg wit in die umgebende Landschaft hinein ausgedehnt. Die Frage ist, wie diese Entwicklung weitergehen soll.

VON ANKE SCHNEIDER – Borgholzhausen. Im Altkreis kann man derzeit den Eindruck bekommen, dass Flächen unendlich zur Verfügung stehen. Neubaugebiete, Gewerbegebiete und Autobahn verschlingen Hunderte Hektar Land. Im niedersächsischen Barnstorf hat man offenbar erkannt, welch wertvolles Gut unberührte Natur ist. Bürgermeister Jürgen Lübbers berichtete im Borgholzhausener Rathaus auf Einladung der VHS Ravensberg und der Stadt über neue Wege, die die Samtgemeinde Barnstorf gegangen ist.

In den letzten 60 Jahren hat sich in Deutschland die bebaute Fläche mehr als verdoppelt. Die Bevölkerung ist jedoch lediglich von 74 Millionen (1963) bis auf 80 Millionen (2013)an- gewachsen. Trotzdem werden in Deutschland täglich rund 70 Hektar Land neu bebaut. Eine Entwicklung, die so nicht weitergehen kann. Und während die Bundesregierung sich im Rah- men der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie zum Ziel gesetzt hat, den Verbrauch bis zum Jahr 2020 auf 30 Hektar pro Tag zu verringern, hat man in Barnstorf einen Grundsatzbe- schluss gefasst: Der Bedarf an Flächen soll durch Innenbereichsverdichtung, Flächenrecycling und Umnutzung gedeckt werden.

Die Initialzündung gab die Schließung der Hülsmeyer- Kaserne im Jahr 2005. Ein 196 000 Quadratmeter großes Areal lag plötzlich brach. „Es gab dort eine tolle Sporthalle, die wir nut- zen wollten“, berichtete Jürgen Lübbers. Mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BI- mA) wurde die Vereinbarung getroffen, dass die Barnstorfer Vereine die Kasernenhalle nut- zen können, wenn sie während dieser Zeit die Bewachung des Geländes organisieren.

Lübbers berichtete, dass man feststellte, dass das Kasernengelände über moderne Werkstätten, Restaurants, Unterrichtsräume und intakte Bürogebäude verfügte. „In uns reifte die Idee, die Kaserne selbst zu vermarkten“, erklärte der Bürgermeister.

Er schilderte den Weg über den Erwerb des Geländes mit Hilfe des Bundesprogramms REFINA (Forschung für die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme und ein nachhaltiges Flächenmanagement) und dessen Vermarktung als kleinteiligen Gewerbepark. Er berichtete von Bürgerversammlungen, von Aktionstagen in der Kaserne wie dem »Kasernenfrühling« und von der daraus resultierenden raschen Umsetzung des Vorhabens, die Fläche zu vermarkten.

Beflügelt von dem Erfolg hat sich Barnstorf schließlich auf die Fahne geschrieben, generell keine »grüne Wiese« mehr zu bebauen. Die Gemeinde erstellte ein Baulückenkataster, das unbebaute Flächen im Innen- bereich der Gemeinde markiert. Auch sie seien gut angenommen worden, da viele Menschen lieber zentral als auf dem Land wohnen. Über 70 Baugrundstücke im Innenbereich von Barnstorf konnte die Gemeinde verkaufen. Auch um leer stehende Gebäude kümmerte man sich. „In unserem Bahnhofsgebäude beispielsweise sind nun Reisebüros drin, die nebenbei auch Zugfahrkarten verkaufen.“

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