Skimming-Attacke mitten in Halle

1Von Andreas Großpietsch Halle. Die Ermittlungen stehen noch ganz am Anfang, doch Kunden des Automaten- Centers der Deutschen Bank in Halle, die gestern am Geldautomaten waren, sollten genauer auf ihre Kontoauszüge schauen. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass sich bei einigen dieser Kunden Fremde Geld abgeholt haben, denn die Deutsche Bank wurde Opfer einer so genannten Skimming- Attacke.

Skimming ist der Fachbegriff für das Ausspähen von Daten von EC- oder Kreditkarten durch Dritte, die damit ihre eigenen Bankkarten herstellen und Geld von fremden Konten abheben können. Gestern Nachmittag gegen 17 Uhr war die Kriminalpolizei in der Haller Filiale,umSpuren zu sichern. Dabei arbeiten die Beamten eng mit der Firma Wincor-Nixdorf zusammen, die Geldautomaten baut und wartet. Und deren Techniker, wie gestern, auch hinzugezogen werden, wenn ein Geldautomat manipuliert wurde – wie es gestern offenbar in Halle der Fall war. Die Filiale, die neben dem Geldautomaten auch einen Kontoauszugsdrucker und ein Servicetelefon, aber keine Mitarbeiter hat, liegt mitten an der viel befahrenen B 68 in Halle. Mit spiegelndem Glas, aber auch mit gut platzierten Werbeschildern soll den Kunden Diskretion gewährt werden. Zumal es zu allen Tag- und Nachtzeiten nicht ungewöhnlich ist, wenn sich Menschen in den Räumlichkeiten aufhalten. Für ihre Manipulation brauchen die Täter meist nur ein paar Minuten. Sie ersetzen das Lesegerät für die Karten durch ein eigenes Modell, das die Daten vom Magnetstreifen der ECKarte liest und auf das Laptop der in der Nähe wartenden Täter funkt.

Dann fehlt nur noch die Pin-Nummer. Um an diese Geheimzahl zu kommen, haben findige Verbrecher mehrere Methoden entwickelt. Beliebt ist das Abfilmen durch eine oberhalb der Tastatur angebrachte Kamera. Die technische Spannweite reicht dabei von plumpen Handy-Kameras in einer mehr oder weniger gut gebauten Plastik-Leiste bis hin zu Spezialgerät, das kleiner als ein Stecknadelkopf ist. Sind auch diese Daten im Besitz der Verbrecher, gibt es kaum mehr ein Hindernis auf dem Weg zu fremdem Geld. Die Polizei muss jetzt zunächst mit Hilfe der Deutschen Bank die tatsächliche Zahl der Geschädigten feststellen – denn die meisten haben den Datendiebstahl vermutlich noch nicht bemerkt. Der Geldautomat versah auch nach dem Umbau durch die Täter seine Aufgabe. Die gestohlenen Daten werden meist per E-Mail verschickt, das Geld in südlichen Urlaubsländern abgehoben. Gestern Abend gegen 18.30 Uhrwar dasGerät in Halle wieder einsatzbereit – und nicht mehrmanipuliert.

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