Kyrill war kein 100-Jahre-Sturm in Werther

werther„Kyrill war vom Schadenspotenzial deutlich kleiner als eine Überschwemmung der Klasse HQ 100”, erläuterte Reinhold Barthel von der Ingenieurgesellschaft für Wasser- und Abfallwirtschaft (IWA) aus Minden den Ausschussmitgliedern.

Bei einer Überschwemmung, wie sie alle 100 Jahre einmal vorkommt, liegt seinen Berechnungen zufolge die mögliche Schadenshöhe im Bereich der Alten Bielefelder Straße bei 3,1 Millionen Euro. „Für ein Ereignis der Klasse HQ 100 müssen Sie als Stadt Vorsorge treffen”, verdeutlichte der Bautechniker. Aus Sicht des Büros IWA kommt dafür in Werther nur ein Regenrückhaltebecken in Frage.

„Sie haben ein rund 4,1 Quadratkilometer großes Einzugsgebiet für Regen”, verdeutlichte Barthel die Dimension des Problems. Starkes Gefälle und ein „bindiger Boden”, der wenig Wasser aufnimmt, sorgen dafür, dass das Wasser bei starkem Regen schnell und in großer Menge in Richtung Innenstadt und in den Schwarzbach fließt. „Der Schwarzbach fließt durch eine Unterführung und bei Kyrill hatte sich der Rechen davor nach kurzer Zeit mit Treibgut zugesetzt. Das Wasser suchte sich einen anderen Weg und floss durch die Fußgängerunterführung am Freibad in die Stadt.

„Das ganze Regenwasser soll durch ein 15er Rohr fließen und das ist natürlich viel zu klein”, erläuterte Reinhold Barthel und erzählte damit den Bauausschussmitgliedern nichts Neues. Neu war dagegen sein Vorschlag für ein Regenrückhaltebecken. Sechs Varianten hatte das Büro IWA im Auftrag der Stadt untersucht. Eine rund 1,2 Hektar große Ackerfläche im Bereich des Teutoburger-Wald-Weges stellte sich als der effektivste Standort für ein Rückhaltebecken heraus.

Rund 32 000 Kubikmeter Wasser könnte man dort anstauen, etwa 330 000 Euro würde der Bau kosten. Dazu kämen noch der Grunderwerb und die Kosten für das Planungsbüro mit rund 15 Prozent der Bausumme. Erhebliche Mengen Erde müssten für das Rückhaltebecken bewegt werden. „Ich gehe davon aus, dass sich der Aushub wegen seiner wenig wasserdurchlässigen Struktur für die am Becken erforderlichen Dämme eignet”, erklärte Reinhold Barthel.

„Wenn wir jetzt den Antrag auf Fördermittel an die Bezirksregierung stellen, dann heißt das noch nicht, dass wir auch Geld bekommen”, verdeutliche Umweltberater Werner Schröder. Zunächst stelle die Bezirksregierung fest, wie große die Risiken bei den einzelnen Kommunen seien dund dann gebe es eine Prioritätenliste. „Wer das höchste Risiko hat, bekommt als Erster Geld”, so Schröder. Immerhin 80 Prozent der Baukosten würde das Land NRW übernehmen.

„Sie haben ja in Sachen Hochwasserschutz schon etwas getan”, meinte Reinhold Barthel und verwies auf den neuen Rechen an der Unterführung des Schwarzbaches und die Bretter für eine provisorische Spundwand an der Fußgängerunterführung am Freibad. Diesen „ersten Hilfsschritten” müssten aber bald weitere Maßnahmen folgen, mahnte er. Eine erneute Überschwemmung könnten sie nicht verhindern.

Das sahen auch die Mitglieder des Bauausschusses so und sprachen sich einmütig für den Antrag aus. Bedenken gab es wegen der Nähe des künftigen Rückhaltebeckens zur alten Deponie. Hier soll untersucht werden, ob größere Grabungen zu Gefährdungen durch eine veränderte Grundwassersituation führen können. Reinhold Barthel sah hier zunächst kein Risiko.

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