DVL-Kampagne: Echte Menschen. Echte Stars. – Dominice Steffen (VfB 91 Suhl):

Steffen-Dominice

Die Außenangreiferin Dominice Steffen liebt den Volleyballsport und steht mit ihrem Team, dem VfB 91 Suhl, am 06. März 2011 im Carolinen Volleyball DVV-Pokalfinale in Halle Westfalen. Die 23-jährige Berlinerin liebt aber auch die Welt des Theaters. © Fotohaus Lange Suhl/Katrin Zober (honorarfrei)

HalleWestfalen. „An einem Sommermorgen saß ein Schneiderlein auf seinem Tisch am Fenster, war guter Dinge und nähte aus Leibeskräften.“ So heißt es im ersten Satz des Märchens „Das tapfere Schneiderlein“ der Gebrüder Grimm. So kann man sich auch Dominice Steffen vorstellen, wenn sie im thüringischen Staatstheater in Meiningen in der Herrenschneiderei sitzt und Kostüme näht. Damit hat es sich aber schon fast mit den Gemeinsamkeiten zwischen dem armen Schneiderlein und der für den VfB Suhl spielenden Außen- und Diagonalangreiferin. Außer vielleicht der noch, dass sie beide dereinst in die Welt hinausgezogen sind, um ihr Glück zu suchen.

Dominice Steffen hat es gefunden, diesen Eindruck vermittelt sie spürbar, wenn man sie in Meiningen und Suhl besucht. Seit 2008 spielt sie für den VfB, dessen damaliger Präsident Wolfgang Wehner sie mit einem überzeugenden Angebot vom Erstligakonkurrenten NA. Hamburg weg gelockt hat. Wehner konnte ihr einen Praktikumsplatz an dem renommierten Theater vermitteln, aus dem nach wenigen Wochen ein Ausbildungsplatz zur Herrenmaßschneiderin wurde. Für die 23-Jährige war es die richtige Entscheidung, weil es die perfekte Mischung ist: „Der Job ist für den Kopf anstrengend, der Sport für den Rest des Körpers.“

Es war auch die optimale Wahl für Dominice Steffen, sich für den Umzug nach Thüringen zu entscheiden. Denn seit dem 17. Lebensjahr war sie auf Wanderschaft. Geboren und aufgewachsen in Berlin, mit neun Volleyball angefangen beim VC Preußen Berlin in Hohenschönhausen, mit zwölf aufs Sportinternat, von dort über die Fördergruppe ins Bundesligateam des VCO Berlin, und mit 17 Jahren schon den ersten Einsatz in der Frauen-Nationalmannschaft. Die letzten drei Schuljahre hat sie in drei Bundesländern erlebt: Berlin, Braunschweig, Hamburg, wo sie schließlich das Abitur gemacht hat.

Die vielen Wechsel waren notwendig, um sportlich voranzukommen. In Sachen Ausbildung hat es ihr aber das Leben schwerer gemacht. Sie erinnert sich an die Abschlussparty bei einem internationalen Turnier in Montreux, wo sie mit der Nationalauswahl teilgenommen hat: „Die Mannschaft durfte Feiern und ich musste mir Faust reinquälen, weil ich am nächsten Tag die mündliche Prüfung in Deutsch hatte.“ Sie hat sie bestanden, aber nach dem Abi fehlte ihr die Lust auf weitere Lernphasen. Studieren kann sie auch später, sagte sie sich. Lieber erst mal etwas Handfestes machen, genau genommen etwas Handwerkliches.

Nun ist sie im zweiten von drei Ausbildungsjahren zur Herrenmaßschneiderin. Was ein feiner Unterschied zur Damenschneiderin ist, wie ihre Ausbilderin Ingrid Clemen sagt: „Bei den Damen ist noch mehr filigranes Können erfordert.“ Was nicht bedeutet, dass Dominice Steffen mehr für die groben Dinge einsetzbar ist, betont sie: „Dominice macht das sehr gut und es wäre schön, wenn sie bei der Ausbildung übernommen werden kann.“

Doch das ist noch ein langer Weg, erst einmal ist volle Konzentration auf feinste Nähte und saubere Schnitte gefordert. Um 6.30 Uhr beginnt der Arbeitstag und endet um 15 Uhr. Rund ein Dutzend Maßschneiderinnen und ihr Chef Siegfried Göbel sitzen im dritten Stock des Theaters, mitten zwischen verschiedenartigsten Stoffen, Garnen, Nadeln, Nähmaschinen und allerlei Accessoires, um Kostüme aller Couleurs zu produzieren. Manches Kostüm besteht aus mehr als tausend Teilen, Federn, Perlen und Pailletten. Vom Papierkostüm über die Legionärsrüstung bis zum Prinzessinnenkleid für das Stück „Lilly und die Erbse“. Kostümbildner liefern ihre Wünsche ab, die Schneiderinnen nehmen Maß bei Schauspielern, Sängern, Statisten und dann wird genäht. Letztlich folgt die Abnahme durch die Regisseure der Stücke, und die werfen schon mal alles über den Haufen. Genau wie die Künstler. „Manche sind schon sehr eigen, denen zwickt immer irgendetwas“, sagt Steffen. Da ist Geduld gefragt. Aber wenn am Ende alles sitzt und sie spürt, wie der „Schauspieler mit seinem Kostüm seine Rolle unterstreichen kann und sich wohl fühlt, dann macht mich das stolz.“

Dominice Steffen liebt die Welt des Theaters. Sie mag den „Faust“, „Romeo und Julia“, das „Land des Lächelns“, mag es, wenn Gut gegen Böse gewinnt, wenn der Glaube an die Liebe tragische Schicksale überwindet und wenn in Texten mit Wörtern gespielt wird. Das kann sie genießen: „Ich liebe diese Welt ohne Special Effects oder 3D-Animationen wie im Kino.“

Nur selbst einmal auf einer Bühne zu stehen, das würde sie sich nie wagen: „Um Gottes Willen, bloß nicht.“ Im Theater muss alles stimmen, jedes falsche Wort, die unpassende Mimik, alles wird vom Publikum sofort registriert und ist nicht wettzumachen. Da ist ihr die Bühne auf dem Volleyballfeld tausend Mal angenehmer. „Da denkst du nicht daran, was um dich herum passiert. Du bist nur auf die nächste Aktion fokussiert.“ Alles läuft viel spontaner, weil jede Situation anders sein kann als das, was im Training geübt wurde. Am Ende zählt nur eins: „Der Gegner darf nicht den Punkt machen, sondern wir. Und dazu muss dir immer eine Lösung einfallen.“ Einen festen Text wie im Theater gibt es nicht, also kommen auch keine Texthänger vor.

Dafür birgt das Sportlerdasein andere Gefahren. Die Linkshänderin Dominice Steffen war zuletzt wegen einer Operation an der linken Schulter außer Gefecht: „Ich spiele seit meinem neunten Lebensjahr Volleyball, da treten zwangsläufig auch mal Verschleißerscheinungen auf.“ Anfang des Jahres meldete sie sich zurück. Langsamer Aufbau, der Körper muss sich wieder an die Belastung gewöhnen. Erste Einsätze hatte sie schon und sie hat ein großes Ziel vor Augen. Am 06. März (Sonntag) 2011 steht sie ab 13.00 Uhr wieder mit ihrem VfB im Carolinen Volleyball DVVPokalfinale. Gegner ist das Team von Smart Allianz Stuttgart. Es ist ihr dritter Anlauf, im GERRY WEBER STADION im ostwestfälischen Halle den Titel zu gewinnen. Vor drei Jahren erlebte Dominice Steffen ihre Premiere in einem Pokalendspiel, damals trug sie noch das Trikot von NA. Hamburg und verlor das Finale mit 1:3 – gegen Suhl. Im letzten Jahr stand sie wieder auf dem Spielfeld in der schmucken Arena – dieses Mal mit Suhl, doch der Sieger nach vier Sätzen hieß Dresdner SC. Nun soll es endlich klappen mit dem ersten Titelgewinn in ihrer noch jungen sportlichen Karriere. Es wäre auch ein Dankeschön an den Verein, die Stadt und die Fans: „Berlin ist zwar meine Heimat und die schönste Stadt Deutschlands. Aber hier in Suhl lebt es sich innerlich gelassener.“

Und sie findet Zeit, kreativ zu sein, eigene Ideen zu entwickeln. In den letzten beiden Jahren hat sie für den VfB die Jahreskalender konzipiert und gestaltet. 2010 wurden alle Spielerinnen ins Theater geholt. Steffen entwarf für jeden Typ ein Kostüm und alle aus dem Theater- und aus dem Volleyball-Team haben mit geholfen. Für sich selbst gestaltete sie ein Motiv im Stile der 50er Jahre, mit Petticoat und Haartolle. Für 2011 ließen sich die VfB-Akteure als Motorradfahrerinnen fotografieren, mit dicken Maschinen, Lederjacken, Helmen und High Heels.

Volleyballtrikots hat sie auch schon entworfen, aber das war bislang eher eine Spielerei. Der Ausrüster des Vereins geht auf die Wünsche der Spielerinnen ein. „Volleyballerinnen haben oft Probleme, weil wir nicht in Normgrößen passen: Lange Beine, Oberschenkel und Oberarme mit mehr Muskelmasse als üblich, breite Schultern und Affenarme“, sagt sie. Daher kommen auch viele zu ihr und lassen sich von ihr etwas maßschneidern. Zuhause in Suhl hat sie auch eine Nähmaschine und Nähzeug. Noch erledigt sie die Aufträge kostenfrei, „aber nach der Ausbildung werde ich dafür was nehmen.“

Darauf müssen sie sich also im nächsten Sommer einstellen in Suhl. Bis dahin dauert die Ausbildung, dann läuft auch der Vertrag mit dem Verein für Ballsportarten aus. Ob sie dort weiter spielt, weiß sie noch nicht. Nur eins ist sicher: Wer sie haben will, muss ihr zwei Bühnen bieten – eine im Theater und eine auf dem Volleyballfeld. Oder wie Friedrich Schiller 1803 in seinem Gedicht „An die Freunde“ schrieb: „Sehn wir doch das Große aller Zeiten / Auf den Brettern, die die Welt bedeuten / Sinnvoll still an uns vorübergehn. / Alles wiederholt sich nur im Leben, / Ewig jung ist nur die Phantasie; / Was sich nie und nirgend hat begeben, / Das allein veraltet nie!“

Steckbrief: Dominice Steffen
Geburtsdatum: 17. Dezember 1987
Geburtsort: Berlin
Größe: 1,85 Meter
Familienstand: ledig
Beruf: Ausbildung zur Herrenmaßschneiderin
Position auf dem Feld: Außen/Diagonal
Länderspiele: 43 Einsätze
Aktueller Verein: VfB 91 Suhl (1. Bundesliga)
Bisherige Vereine: VC Preußen Berlin, Rotation Prenzlauer Berg, VCO Berlin, USC
Braunschweig, NA. Hamburg
Sportliche Erfolge: Teilnahme am Grand Prix 2008, Platz zwei im Pokal mit Hamburg
(2008) und Suhl (2010)

Vereins-Sonderaktion
Volleyball-Vereine können erneut mit der Spezialaktion „Vereinsbonus“ (z. B. 50 Karten zum Preis von 41) live dabei sein, günstig Karten erwerben und mit etwas Glück u.a. ein Spezialtraining bei einer Volleyball-Persönlichkeit gewinnen. Diejenigen Vereine, die aus ihrem Regionalbereich (es gelten folgende acht Bereiche: Nord: Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern / Nordost: Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt / Nordwest: Niedersachsen, Bremen / West: Nordrhein-Westfalen / Süd: Baden-Württemberg / Südost: Bayern / Südwest: Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland / Ost: Sachsen, Thüringen) am meisten Tickets ordern (mindestens 50), können ein Training gewinnen (bei mehreren Vereinen entscheidet die Höchstzahl bzw. bei gleicher Zahl das Los). Für den zweiten Platz (mindestens 30 Tickets) gibt es Tickets für die GERRY WEBER Open im Tennis oder für ein Volleyball-Länderspiel ihrer Wahl, die Drittplatzierten (mindestens 20 Tickets) erhalten Sachpreise.

Ticket-Vorverkauf läuft
Eintrittskarten sind im GERRY WEBER Ticket-Center (Weidenstraße 2, 33790 HalleWestfalen) oder online unter www.gerryweber-world.de erhältlich. Neben den Kategorien I bis IV sowie der Spezialaktion >Vereinsbonus< gibt es für die Endspiele 2011 auch wieder eine Familienkarte. Mit dieser können zwei Erwachsene und zwei Kinder (bis einschließlich 15 Jahre) für 65 Euro in der Kategorie I Volleyball-Spitzensport live erleben.

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