Seit Jahresanfang können die Wertheraner ihren Schornsteinfeger selbst wählen

Bitte sorgfältig lesen: Schornsteinfeger Georg Hein mit dem Feuerstättenbescheid, der erklärt, wann welche Arbeiten an Heizungsanlagen, Öfen und Kaminen durchgeführt werden müssen. Foto: j. damme

Bitte sorgfältig lesen: Schornsteinfeger Georg Hein mit dem Feuerstättenbescheid, der erklärt, wann welche Arbeiten an Heizungsanlagen, Öfen und Kaminen durchgeführt werden müssen. Foto: j. damme

von jonas damme – Werther. Das Schornsteinfegermonopol ist gefallen: Das bedeutet, dass sich seit dem 1. Januar jeder Deutsche selbst aussuchen soll, wer in Zukunft seinen Kamin kehrt – zumindest theoretisch. Wo die Vorund Nachteile der neuen Regelung liegen, erklärt Georg Hein. Er war bis vor wenigen Wochen der Wertheraner Bezirksschornsteinfeger, nun ist er Bezirksbevollmächtigter – ein scheinbar kleiner, aber wichtiger Unterschied.

„Nach dem Gesetz ist nun der Hauseigentümer in der Pflicht“, sagt Hein. „Er muss sich selbst um einen Wartungstermin kümmern.“ Soweit die Theorie. Tatsächlich wird sich aber wegen der Neuregelung nicht alles von einem Tag auf den anderen ändern, ist sich Hein sicher: „Vorerst kümmere ich mich weiter um die Terminvergabe, außer der Kunde wünscht es anders.“

Bis spätestens zum 31. Dezember 2012 hatte jeder Wertheraner seinen sogenannten »Feuerstättenbescheid « bekommen. Der Bescheid erläutert, innerhalb welcher Fristen sich die Wertheraner um Reinigung und Überprüfung ihrer Anlagen kümmern müssen und in welchem Rhythmus die Anlagen kontrolliert werden.

„Schornsteinfegen ist Vertrauenssache“
Gegenwärtig besucht Georg Hein seine Kunden noch wie gehabt und klärt deshalb auch im Bescheid darüber auf, dass keine akute Gefahr besteht, eine Frist zu verpassen: „Die meisten, die bisher aufgrund der Neuregelung angerufen haben, haben die letzte Seite des Bescheids nicht gelesen. Die konnte ich schnell beruhigen“, erklärt er.

Idee des neuen Gesetzes ist, auch die Schornsteinfeger dem freien Wettbewerb zu unterwerfen. Bis Ende 2012 waren die Zuständigkeiten nach Bezirken staatlich geregelt und die Gebühren durch die Kehr- und Überprüfungsordnung (KÜO) festgelegt – das sogenannte Schornsteinfegermonopol. Nun darf jeder Handwerker, der im Schornsteinfegerregister des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle eingetragen ist, seine Dienste anbieten. „Auch Heizungsmonteure können sich nun neu orientieren“, erklärt Hein. „Nachdem sie eine ausführliche Schulung absolviert haben, dürfen solche Handwerker die Kontroll-, Mess- und Wartungsarbeiten mit übernehmen.“ Andererseits gäbe es aber auch schon Schornsteinfeger, die Heizungswartungen anbieten.

Auf Heins Bezirk hat sich die Änderung bisher nicht ausgewirkt: „Ich habe einen Kunden, der schwankt, ansonsten sind mir meine Auftraggeber vorerst treu.“ Georg Hein ist seit mittlerweile 45 Jahren Schornsteinfeger, davon die vergangenen 25 in Werther. Deshalb sagt er auch: „Schornsteinfegen ist Vertrauenssache. Darauf legen viele Leute Wert. Gerade die Älteren wollen sowieso keinen Fremden in ihrem Haus.“

Für den bisherigen Bezirksschornsteinfeger bedeutet das neue Gesetz gegenwärtig tatsächlich eher Zusatzaufgaben als Einbußen. Als Bezirksbevollmächtigter obliegt es ihm von nun an, zu kontrollieren, ob alle Kontrollen turnusmäßig durchgeführt werden. Alle dreieinhalb Jahre muss der Bevollmächtigte außerdem noch einmal selbst alle Feuerstätten prüfen.

Auch wenn sich für ihn noch keine Änderungen gezeigt haben, weiß Hein, dass das nicht so blieben muss: „Es gibt schon Kollegen, die sich darauf vorbereitet haben und nun offensiver werben“, erklärt er. Grundsätzlich kann er auch gerade jüngere Schornsteinfeger verstehen, die nicht so sehr auf einen jahrelang gefestigten Kundenstamm vertrauen können und deshalb versuchen, neue Klientel zu gewinnen.

Auf Nachfrage, wie er ganz persönlich die Gesetzesnovelle findet, erklärt Georg Hein: „Ich denke, der Schuster sollte bei seinen Leisten bleiben. Das wird sonst ein reines Aufrüsten, bei dem die Handwerker gegeneinander ausgespielt werden.“

Be Sociable, Share!

    Kommentar schreiben

    *

    code



    Options Theme