Bürger, Bio-Landwirte und BUND-Mitglieder gegen Massentierhaltung und Agrarindustrie

Ankunft in Berlin: Unter den mehr als 200 organisiert angereisten Personen aus Ostwestfalen entrollten auch die BUND-Mitglieder aus Werther um Peter Michalke und Bio-Landwirt Gerhard Maaß ihre Transparente. Foto: HK

Ankunft in Berlin: Unter den mehr als 200 organisiert angereisten Personen aus Ostwestfalen entrollten auch die BUND-Mitglieder aus Werther um Peter Michalke und Bio-Landwirt Gerhard Maaß ihre Transparente. Foto: HK

von edwin Rekate – Werther/Berlin. Insgesamt 25 000 Demonstrationsteilnehmer aus allen Ecken Deutschlands und darüber hinaus strömten am vergangenen Samstag ins Berliner Regierungsviertel. Unter den mehr als 200 organisiert angereisten Personen aus Ostwestfalen entrollten die BUNDMitglieder aus Werther um Peter Michalke und Bio-Landwirt Gerhard Maaß mit seiner Tochter Kerstin ihre Spruchbänder, während Sohn Henrik in der Studenten-Batucada der Uni für ökologische Agrarwissenschaften Witzenhausen lautstark Samba trommelte.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner hatten die High Society der Agrarpolitik und die Global Player der Agrarund Ernährungsindustrie auf das Messegelände eingeladen. Parallel zum »Global Forum for Food and Agriculture« (GFFA), der Auftaktveranstaltung der Internationalen Grünen Woche, demonstrierten Verbraucher, Bauern und Imker gemeinsam dafür, nicht die Interessen der Industrie in den Mittelpunkt der Politik zu stellen, sondern die Interessen von Verbrauchern und Landwirten, der Tiere sowie des Natur- und Umweltschutzes.

Unter dem Motto »Wir haben es satt! Gutes Essen. Gute Landwirtschaft. Jetzt!« zogen bereits im dritten Jahr in Folge die Teilnehmer mit Transparenten und in teils fantasievollen Kostümen vom Berliner Hauptbahnhof durch das Regierungsviertel zum Bundeskanzleramt. Auf ihren Spruchbändern kritisierten die Demonstranten unter anderem Tierfabriken, Umweltschäden durch den Einsatz giftiger Pestizide, zunehmenden Preisdruck auf die Erzeuger und die negativen Auswirkungen auf die kleinbäuerlichen Strukturen in den Ländern des Südens. 70 Traktoren und Imkerfahrzeuge aus dem ganzen Bundesgebiet begleiteten den Protestmarsch.

„Wir brauchen dieses starke Bündnis, um für bäuerliche Landwirtschaft zu kämpfen, denn unsere Höfe stehen enorm unter Druck. Wachsen oder Weichen ist die Devise, und der Kurs ist seit Jahren schon auf Agrarindustrie gestellt“, klagte Maria Heubuch, die Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (ALB), auf der Abschlusskundgebung der Großdemonstration vor dem Bundeskanzleramt. Aus Siebenbürgen in Rumänien meldete sich Willi Schuster zu Wort und kritisierte, dass aus Westeuropa und „den ganzen reichen Ländern“ sogenannte »Landgrabber« durch riesige Landkäufe die Lebensgrundlage von fünf Millionen Bauernhöfen wegraubten. „Bauernland in Bauerhand“, lautet sein Appell.

Auch Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), bekundete seine Ablehnung einer immer stärkeren Industrialisierung der Landwirtschaft: „Hoffentlich hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Rundgang auf der Grünen Woche nicht von den potemkinschen Dörfern der Agrarindustrie blenden lassen. Hinter dem schönen Schein der Messestände verbergen sich millionenfaches Tierleid, ein exorbitanter Antibiotikaeinsatz bei Masttieren und enorme Belastungen der Umwelt durch die Massentierhaltung“, argumentierte Weiger.

Mit Sprechchören wie „Wer Bauern, Tiere, Bienen quält, der wird nicht gewählt“ machten die Kundgebungsteilnehmer bei Temperaturen von minus sechs Grad Celsius auf ihre Sache aufmerksam und forderten grundsätzliche Reformen in der Agrarpolitik. Flankierend überreichte eine Delegation vor dem Messegelände in Berlin-Charlottenburg eine Protestnote an das Agrarministerium. Vor ihrer Rückreise diskutierten die Demonstranten in den Räumen der Heinrich-Böll-Stiftung und wärmten sich beim »Supp’n Talk«, einer heißen Mahlzeit, die aus »ungenormtem« Gemüse zubereitet wurde, auf.

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