Stiftung fasst einstimmigen Beschluss: Bau für zwei Millionen Euro unmittelbar am Böckstiegel-Haus, Beginn 2016 / Jetzt ist die Politik gefragt

Dieser Blick bleibt erhalten: Die Sicht von der Schloßstraße auf das Böckstiegel-Haus würde durch einen Museumsbau nicht zerstört werden, da der Neubau weiter westlich, im Bild links, errichtet werden soll. Foto: A. Hanneforth

Dieser Blick bleibt erhalten: Die Sicht von der Schloßstraße auf das Böckstiegel-Haus würde durch einen Museumsbau nicht zerstört werden, da der Neubau weiter westlich, im Bild links, errichtet werden soll. Foto: A. Hanneforth

Von Anja Hanneforth – Werther. Ein lang gehegter Traum ist in greifbare Nähe gerückt. Wenn die Politik im Dezember ihre Zustimmung gibt, könnte 2016 in Werther ein Böckstiegel-Museum gebaut werden. Am Montagabend traf sich das Kuratorium der Böckstiegel- Stiftung zu seiner entscheidenden Sitzung im Gütersloher Kreishaus. Demnach ist die Finanzierung von zwei Millionen Euro gesichert, entstehen soll das Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Böckstiegel- Haus in Arrode. „Ganz im Sinne der Böckstiegel-Kinder Vincent und Sonja“, nennt Landrat Sven-Georg Adenauer die Entscheidung vom Montagabend einen „zukunftsweisenden Entschluss“.

Dass ein Museumsbau kommen muss, steht im Grunde seit demTag fest, da der Kreis Gütersloh Erbe des Böckstiegel-Nachlasses wurde. Zu ihm gehören mehr als 1500 Bilder, Plastiken, Zeichnungen und Grafiken, und die lassen sich in dem kleinen Haus in Arrode kaum angemessen ausstellen. Das Atelier ist gerade einmal 40, die gesamte Nutzfläche, Wohnzimmer und Eingangsbereich mitgerechnet, 94 Quadratmeter groß. Hinzu kommt eine Garage, in der in den Sommermonaten Workshops stattfinden; im Winterhalbjahr bleibt sie geschlossen, weil es einfach zu kalt ist.

David Riedel. Nach seinen Ausführungen wäre die Kapazitätsgrenze erreicht; 2012 wären 3800 Kunstinteressierte nach Arrode gekommen, dieses Jahr würden es über 5000 werden. „Mehr ist wegen der räumlichen Möglichkeiten nicht drin“, bedauert er, das Programm nicht schon jetzt abwechslungsreicher gestalten zu können. Sein Ziel, Böckstiegel im Kreis der Künstler klassischer Moderne zu verorten, sei mitdem kleinen Geburtshaus allein nicht möglich.

Keine Frage, dass Riedel einen Museumsbau für unbedingt notwendig erachtet. Zumal sich die Stiftung auf ihre Fahnen geschrieben hat, das Werk Böckstiegels nicht nur zu erhalten, sondern auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Und das, darin sind sich die Mitglieder des Kuratoriums einig, geht nur an einem einzigen Ort: unmittelbar am Böckstiegel- Haus. Dort, wo es sich auch die Böckstiegel-Kinder Sonja und Vincent in vielen Gesprächen immergewünscht haben.

„Es ist etwas so Seltenes, das ein Künstlerhaus nahezu in dem Zustand, wie es zu Lebzeiten des Künstlers aussah, erhalten ist“, betont Kuratoriums-Vorsitzender Dr. Ernst-Gerhard Güse. Schon die Gestaltung des Hauses sage viel über Böckstiegel aus, viele Gemälde seien genau hier entstanden.

Und nur hier, bekräftigt Stiftungs- Vorsitzende Ursula Bolte, werde die besondere Atmosphäre spürbar, in der der Maler gelebt und gewirkt hat. Diese Authentizität wolle man den Besuchern vermitteln. „Ein Museum an irgendeiner anderen Stelle verbietet sich daher von selbst“, macht Bolte deutlich.

Sie betont, dass die Verantwortlichen dennoch intensiv über einen möglichen Museumsstandort diskutiert, sich jedoch im Grunde bereits 2007, ein Jahr vor Stiftungsgründung, auf eine Lösung festgelegt hätten: am Böckstiegel-Haus.

Dort soll es nun gebaut werden, von der Schloßstraße aus gesehen links des bestehenden Gebäudes, dort, wo sich heute die Obstwiese befindet. Ohne dabei den Blick von der Straße auf das Haus zu zerstören. Im Gegenteil soll sich ein Museum harmonisch in die Landschaft einfügen, finanzierbar bleiben und eine Symbiose mit dem Böckstiegel-Haus eingehen. Dieses soll in seiner jetzigen Form im Mittelpunkt stehen und durch den Neubau lediglich ergänzt werden.

Wie dieser aussehen wird, soll ein Architektenwettbewerb ergeben, der vielleicht schon im kommenden, sonst im Jahr darauf durchgeführt wird. Kosten für Bau und Einrichtung sollen dabei einen Gesamtbetrag von zwei Millionen Euro nicht überschreiten.

Kann diese eher kleine Summe dem Werk Böckstiegels überhaupt gerecht werden? – Landrat Sven-Georg Adenauer gibt als stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender die Antwort: „Es hat niemand etwas davon, wenn wir in großem Stil bauen und uns nachher die Betriebskosten aus dem Ruder laufen“, betont er. Eine kleine, pfiffige Lösung sei auch eine Chance. Sollte sich das Museum zum Besuchermagneten entwickeln, könne man immer noch über eine Erweiterung nachdenken.

Auch wenn das Aussehen erst ein Architektenwettbewerb klären wird: EinRahmensteht natürlich bereits fest. So gehen die Verantwortlichen von einer Nutzfläche von gut 600 Quadratmetern aus; darin enthalten sind ein Ausstellungsraum, ein Vortragssaal, Platz für museumspädagogische Angebote und die Haustechnik, dazu Büroräume, eine kleine Cafeteria, eine Garderobe und sanitäre Anlagen. Mehr wäre wirtschaftlich nicht darstellbar, sagt ThomasKuhlbusch.

Der Geschäftsführer der Böckstiegel- Stiftung erläutert weitere Details: So würde die Stiftung beim Landschaftsverband Westfalen- Lippe und dem Land NRW entsprechende Fördergelder beantragen. Sollten diese nicht in der geplanten Höhe fließen, könnte man auf das bestehende Stiftungskapital zurückgreifen. Die ausbleibenden Zinserträge von rund 20 000 Euro jährlich würde dann der Kreis an die Stiftung bezahlen.

Genau wie weitere 125 000 Euro alsÜbernahmeder Betriebskosten. Schließlich muss der Neubau geheizt und im Sommer klimatisiert werden, er braucht eine kaufmännische Leitung und einen Hausmeister. „Schon aus diesen Gründen wäre ein anderer Standort für ein Museum Unsinn“, betont Kuhlbusch, ein Hin und Her der Mitarbeiter kaum praktikabel.

Die Stadt Werther, die bekanntermaßen nicht zu den reichen Kommunen im Kreis zählt, ist ebenfalls mit im Boot, stellt die verkehrliche Erschließung einschließlich des Baus erforderlicher Parkplätze sicher. „Für uns eine Selbstverständlichkeit“, betont Bürgermeisterin Marion Weike, die sich sehr freuen würde, wenn der Museumsbau Realität werden würde.

Genau so geht es Dr. Jan Honsel vom Böckstiegel-Freundeskreis. „Ein Museum wäre für die ganze Region ein Gewinn“, sagt er. Natürlich wäre es leicht, ins Träumen zu geraten, was den Bau angeht, und ein weiter Weg von anfänglichen neun Millionen Euro runter auf zwei Millionen. „Aber wir müssen realistisch bleiben.“

Diese Worte hätte auch Landrat Adenauer sagen können. „Wir wünschen uns für das Projekt Akzeptanz auf breiter Ebene. Und das wäre mit neun Millionen sicher nicht möglich.“

Dass ein Museum auch für zwei Millionen Euro gelingen kann, haben nicht nur Fachleute vomKreis und ein dazugeschaltetes Architekturbüro bestätigt. Davon ist auch Thomas Kuhlbusch überzeugt. Wie kein anderer war der Geschäftsführer in den vergangenen Jahren mit Böckstiegel befasst, hat den Nachlass Vincent und Sonja Böckstiegels sicher in eine Stiftung überführtundnundie Grundlagen für ein Böckstiegel-Museum gelegt. Er kann sich genau vorstellen, wie es einmal sein wird mit dem Neubau:

„Wenn Besuchergruppen hier vom Werk und Schaffen Böckstiegels erfahren und dann vor ihren Augen Pandoras Box geöffnet wird: das Geburts- und Wohnaus des Malers, ein Schatz, der in dieser Form nicht nur in der Region, sondern in ganz Deutschland nahezu einmalig ist.“

Gibt die Politik im Kreis Gütersloh im Dezember grünes Licht, könnte dieser Traum 2016 Realität werden.

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