Wie der Altkreis Halle entstand

Ravensburg 1850
Ravensburg 1850

Gab es schon immer Landkreise? Nun, die Antwort lautet: Nein. Hier, auf dem Gebiet des Altkreises Halle wurden aber schon im Mittelalter die Grundlagen gelegt, die schließlich im Oktober des Jahres 1816 zur Berufung eines ersten Landrates des Kreises Halle führte.

Bevor es den Landkreis Halle gab, waren die Städte und Gemeinden der Region Teil der Grafschaft Ravensberg. Diese Grafschaft entstand im 12. Jahrhundert rund um die Burg Ravensberg. Die Grafen von Ravensberg, die um das Jahr 1140 mit dem Bau ihrer Burg begonnen haben dürften, begannen bald, Macht und Herrschaft über all jene Bauern zu erringen, die rund um die Burg siedelten. Langsam aber sicher entstand daraus eine Art Landesherrschaft, deren Kerngebiet die anliegenden Gemeinden Borgholzhausen, Halle und Versmold waren.

Sparrenburg 1745
Sparrenburg 1745

Die Grafschaft Ravensberg wurde groß und immer größer. Bald errichteten die Grafen auch auf dem „Bielefelde“ eine Burg, die Burg Sparrenberg. Später gewannen sie noch weitere Burgen in ihrem sich entwickelnden Herrschaftsraum hinzu.

Ebensfalls im 13. Jahrhundert teilten die Grafen von Ravensberg ihr gesamtes Herrschaftsgebiet, das mittlerweile recht groß geworden war, in vier Ämter ein. Eines davon war das Amt Ravensberg, zu dem die Gemeinden Borgholzhausen, Halle und Versmold (mit Bockhorst) gehörten. Übrigens, zu dieser Zeit nannte man die Gemeinden „Kirchspiele“. Jedes Kirchspiel umfasste das zentrale Dorf mit der Kirche und die umliegenden Bauerschaften, die sich zur jeweiligen Kirche hielten.

Der erste Landrat Graf von Korff-Schmising-Kerßenbrock (1816-1818)
Der erste Landrat Graf von Korff-Schmising-Kerßenbrock (1816-1818)

Ein weiteres Amt nannte sich „Amt Sparrenberg“. Brackwede und Brockhagen, Enger, Heepen, Schildesche und Werther gehörten dazu. An der Spitze eines jeden Amtes saß fortan ein so genannter „Drost“; er war für die Ordnung im Amt, für Rechtsprechung und Steuerzahlung verantwortlich. In jedem Kirchspiel wiederum gab es einen so genannten „Vogt“, der vor Ort darauf achtete, das alles nach Recht und Gesetz vor sich ging.

Rund 600 Jahre lang blieb diese Ordnung stabil bestehen; man kann also ziemlich sicher sein, dass sie gut funktioniert hat. Dann aber eroberte das napoleonische Frankreich weite Teile Deutschlands, und das historisch gewachsene Verwaltungssystem brach zusammen. Erst nach der Vertreibung Napoleons kann es zu einer Neuorganisation. Das Königreich Preußen, zu dem die Städte und Gemeinden unserer Region damals gehörten, entschied sich zu einer grundlegenden Verwaltungsreform. Mit Datum vom 30. April 1815 wurde der gesamte Staat in Provinzen eingeteilt, und jede Provinz wiederum in so genannte Landkreise.

Relativ rasch war klar, dass die Städte und Gemeinden rund um die Ravensburg zur Provinz Minden gehören würden. Im Oktober 1816 bestimmte die neue Provinzregierung in Minden dann, dass das alte Ravensberger Kernland, also das Gebiet rund um die Burg Ravensberg, einen eigenen Kreis bilden sollte. Der Kreis wurde „Halle“ genannt, denn Halle lag im Zentrum des neuen Gebildes. Als ersten Landrat bestimmte man den Freiherrn von Korff-Schmiesing, der seinen Wohnsitz auf Haus Brinke in Borgholzhausen hatte. Korff-Schmiesing blieb dort auch wohnen und verwaltete seine Amtsgeschäfte von Borgholzhausen aus.

Kreishaus in den 60er Jahren
Kreishaus in den 60er Jahren

1818 wurde ein neuer Landrat ernannt, der selbst zwar nicht in Halle wohnte, hier aber immerhin ein kleines Büro einrichtete. Denn Halle lag zentral und war für alle gleich einfach zu erreichen. Übrigens: Mehr als drei Beamte hatte die Kreisverwaltung damals nicht, und es brauchte daher auch kein eigenes Verwaltungsgebäude. Wenn der Kreistag zusammentreten musste, mietete man sich eben den Saal der Gastwirtschaft Brune.

Von 1843 bis 1855 verwaltete Landrat von Hellen den Kreis. Er selbst wohnte im Haus Werther und war nicht länger bereit, für die wenigen Verwaltungsgeschäfte, die er überhaupt zu tun hatte, nach Halle zu fahren. So wurde der Kreis in dieser Zeit von Werther aus verwaltet. Erst seit dem 1. Februar des 1855 wurde die Kreisverwaltung dann fest in Halle etabliert. Zunächst mietete man zwei Zimmer bei Bäcker Brune, das reichte völlig aus. Im Jahre 1908 dann kaufte der Kreis mit dem Hof Meinders (Ravensberger Straße) ein erstes eigenes Gebäude, das 1923 abgerissen und durch ein neues Kreishaus ersetzt wurde. Eigentlicher Nachfolger dieses Kreishauses sollte erst das Kreishaus in Gütersloh werden, aber da war der Kreis Halle schon längst Geschichte.

Meinders Hof in Halle
Meinders Hof in Halle

Wie der Kreis Halle entstand, so sollte er auch vergehen, mittels einer Verwaltungsreform nämlich. Schon Mitte der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde deutlich, dass die bisherige Kreisordnung im Land Nordrhein-Westfalen reformbedürftig war. Die Kreise waren kurz gesagt zu klein. Sachverständigenkommissionen tagten und sorgten schließlich für eine Zusammenlegung des Kreises Halle mit Teilen des Kreises Wiedenbrück zu einem neuen Kreis Gütersloh. Den gibt es seit dem Jahre 1973.

Die Menschen jedoch, die auf dem Gebiet des Altkreises Halle lebten, spüren bis heute eine gewisse Zusammengehörigkeit. Gewachsen ist sie, wenn man auf die Geschichte schaut, über die Jahrhunderte hinweg. Borgholzhausen, Halle und Versmold etwa waren schon vor 700 Jahren Teil eines gemeinsamen Verwaltungsbezirks, des damaligen Amtes Ravensberg, das sein Zentrum in der Burg Ravensberg fand. Und Werther und die Steinhagener Gemeinden wurden schließlich gemeinsam mit ihren Nachbarn Teil des Kreises Halle, der immerhin über 150 Jahre alt wurde.

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